Polizei zwingt Bootsflüchtlinge von Bord

Zypern: Kreuzfahrtschiff rettete 350 Flüchtlinge - die Asylwerber wollten unbedingt nach Italien.

Ein Kreuzfahrtschiff hat vor der Küste Zyperns fast 350 in Seenot geratene Flüchtlinge gerettet. Unter den 345 geborgenen Menschen seien 52 Kinder gewesen, teilte das zypriotische Verteidigungsministerium am Donnerstag mit.

Das Flüchtlingsboot habe in den frühen Morgenstunden per Funk einen Hilferuf abgesetzt, als es bei rauer See zu kentern drohte, teilte die Regierung mit. Durch die Behörden veröffentlichte Luftbilder zeigten ein vollkommen überladenes Fischerboot bei heftigem Seegang. Das kleine Boot trieb etwa 90 Kilometer südwestlich der Küstenstadt Paphos. Das Verteidigungsministerium vermutete, dass das Schiff im nahe gelegenenSyrien gestartet war.

Das zypriotische Kreuzfahrtschiff "Salamis Filoxenia" war gerade von der griechischen Insel Syros zur zyprischen Hafenstadt Limassol unterwegs, als es ebenso wie ein Tankschiff unter maltesischer Flagge zu den Flüchtlingen beordert wurde. Der Direktor der Kreuzfahrtreederei Salamis Cruise Lines, Kikis Vasiliou, sagte im Radio, das Schiff habe die Flüchtlinge zur Mittagszeit erreicht. Demnach übernahm die Besatzung die Erstversorgung der Menschen.

Flüchtlinge wollten Schiff nicht verlassen

Eine Gruppe von Menschen steht zusammen, ein Kind umarmt einen Mann.
epa04417899 Refugees who were rescued off the coast of Cyprus arrive at the port of Limassol, Cyprus, late 25 September 2014. A group of 345 Syrian migrants stranded on a tiny fishing vessel in rough seas off the coast of Cyprus arrived in the southern coastal city of Limassol 25 September after being rescued by a cruise ship. The migrants, among them 52 children, were given medical treatment before being transported to a reception center near the capital Nicosia, coast guard officials said. Cypriot authorities asked the 'Salamis Filoxenia' liner to change course and help with the search-and-rescue operation after coast guard officials picked up a distress signal from the migrants earlier in the day. The small fishing vessel was stranded in rough seas and strong winds, about 55 nautical miles off Cyprus' southwestern coastal town of Pafos, after departing from Syria. EPA/STRINGER
Nach der Ankunft in Limassol weigerte sich die Mehrheit der Flüchtlinge, an Land zu gehen. Sie forderten, nach Italien gebracht zu werden, wie das staatliche zypriotische Fernsehen am Freitag meldete. "Das ist das Dankeschön. Wir haben sie gerettet, gefüttert und jetzt wollen sie das Schiff nicht verlassen. Wir werden ruiniert", sagte ein Sprecher des Kreuzfahrtbetreibers im Rundfunk. Durch den Ausfall einer Kreuzfahrt am Freitag habe sein Unternehmen Hunderttausende Euro verloren.

Später zwang die zypriotische Polizei die Flüchtlinge, das Kreuzfahrtschiff in Limassol zu verlassen. Sie sollen nun in ein Flüchtlingslager westlich der Inselhauptstadt Nikosia gebracht werden.

Flüchtlingsziel Zypern

Zypern liegt unweit des Bürgerkriegslandes Syrien, aus dem inzwischen Millionen Menschen geflohen sind. Die zahlreichen Konflikte im Nahen Osten sowie in Ost- und Zentralafrika haben 2014 eine beispiellose Zahl von Menschen in die Flucht getrieben. Allein nach Italien gelangten nach UN-Angaben seit Anfang des Jahres mehr als 100.000 Flüchtlinge. Wie die Menschenrechtsorganisation terre des hommes am Donnerstag mitteilte, barg die italienische Marine in den ersten neun Monaten des Jahres 7800 Kinder aus den Flüchtlingsbooten im Mittelmeer, davon 3.500 Kinder ohne Begleitung von Erwachsenen.

Nach Angaben von terrre des hommes erreichen jede Woche durchschnittlich etwa 800 Flüchtlinge die Stadt Syrakus auf der italienischen Insel Sizilien. "Die Aufnahmelager sind völlig überfüllt", hieß es in der Mitteilung. Seit Jahresbeginn kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) etwa 3.000 Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer ums Leben.

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