Vor Libyen: Volles Flüchtlingsboot gekentert

Während in Österreich und anderen EU-Ländern diskutiert wird, wie mit der Flüchtlingswelle umzugehen ist (mehr dazu hier), geht das Sterben im Mittelmeer weiter. Am Mittwoch ist Medienberichten zufolge ein Flüchtlingsboot mit Hunderten Menschen an Bord vor der Küste Libyens gekentert. Zur genauen Zahl der Insassen gab es am Mittwochnachmittag zunächst keine offiziellen Angaben. Die italienische Aktivistin Nawal Souf erklärte, einen Hilferuf von einem Boot mit rund 600 Menschen an Bord erhalten zu haben, der Sender SkyNews24 TV sprach von 700 Insassen. Die Retter gehen jedenfalls vom Schlimmsten aus. Man befürchte "eine beträchtliche Anzahl an Todesopfern" zitierte die BBC einen Sprecher der irischen Marine, die ebenfalls vor Ort war, um zu helfen. Laut italienischen Medien konnten bisher rund 300 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Die Suche nach weiteren Insassen war am Nachmittag noch in Gange.
Das Boot kenterte offenbar, als sich Rettungsboote näherten und die Menschen auf dem Schiff versuchten, die Retter zu erreichen. Das völlig überladene Fischerboot hatte einen Notruf zunächst an die Küstenwache im sizilianischen Catania geschickt, die Schiffe der EU-Mission "Triton", die gerade in der Nähe patrouillierten, entsandte. Die "Dignity 1" von Ärzte ohne Grenzen sowie das irische Marineschiff erreichten den Unglücksort als erste und hätten umgehend weitere Hilfe angefordert, erklärte die italienische Küstenwache. Die "Times of Malta" schrieb am Mittwoch bereits, es könnte sich um die schlimmste Tragödie seit April handeln, als 850 Flüchtlinge bei einem Bootsunglück ertranken.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hatte am Dienstag in Genf mitgeteilt, seit Jahresbeginn seien bereits mehr als 2.000 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer gestorben. Insgesamt unternahmen demnach seit Jänner rund 188.000 Flüchtlinge und Migranten die gefährliche Reise über das Mittelmeer nach Europa. Die meisten Flüchtlinge kamen in Griechenland und in Italien an.

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