Marseille: Vermummte schossen auf Polizei

Ein Polizist in Schutzausrüstung begleitet einen Jungen in einer Jacke.
Premier Valls wollte eigentlich die „ausgezeichneten“ Erfolge im Kampf gegen organisierte Kriminalität loben.

In dem Vorort, wo Zinedine Zidane seine Kindheit verbrachte, kam es Montag Früh zu einer Schießerei auf offener Straße. Vermummte beschossen die herbeigerufenen Polizeifahrzeuge. Verletzt wurde niemand, doch der Einsatz machte den Eindruck, als handelte es sich um eine belagerte Stadt. Einsatzfahrzeuge riegelten die Zufahrtsstraßen in den Bezirk La Castellane ab, die rund 7000 Einwohner wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen, ein Kindergarten wurde evakuiert.

Ein an sich alltäglicher Zwischenfall in Marseille. Doch ausgerechnet am Montag wollte Premier Manuel Valls in der Hafenstadt die „ausgezeichneten Erfolge“ im Kampf gegen organisierte Kriminalität loben, die seit dem Antritt der sozialistischen Regierung vor zweieinhalb Jahren erzielt wurden. In einem Interview mit der Zeitung La Provence sprach er von einem „bedeutsamen Rückgang der Kriminalität“ in Marseille und betonte, dass die Zahl der Raubüberfälle um 30 Prozent gesunken sei.

In der Stadt kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Drogenbanden, die ihr Revier verteidigen. Häufig kommen dabei auch Kalaschnikows zum Einsatz, die auf dem Schwarzmarkt oft nur 200 Euro kosten sollen. In dem Viertel Castellane war erst am 15. Januar ein junger Mann bei einer solchen Abrechnung erschossen worden.

In Frankreich herrschen seit Angriffen auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt in Paris verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Bei den Anschlägen waren Anfang Januar 17 Menschen getötet worden. Auch die drei Attentäter kamen um. Vor einer Woche hatte ein 30-Jähriger zwei Soldaten in Nizza mit einem Messer angegriffen und leicht verletzt. Die Soldaten sollten eine jüdische Einrichtung schützen.

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