"Vatileaks": Programmierer verurteilt

Menschen filmen eine Veranstaltung mit dem Papst auf ihren Tablets und Handys.
Nach dem Kammerdiener wurde auch der Computer-Techniker verurteilt. Er bleibt aber auf freiem Fuß.

In der Affäre um die Veröffentlichung geheimer Dokumente aus dem Vatikan ist der Informatik-Experte Claudio Sciarpelletti zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er war beschuldigt worden, dem bereits verurteilten Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, beim Diebstahl geheimer Akten geholfen zu haben.

Die Strafe wird für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt; das eigentliche Strafmaß von vier Monaten wurde gemildert, unter anderem, weil der Programmierer unbescholten war. Der Computer-Techniker muss aber die Prozesskosten übernehmen. Er arbeitet weiter für den Vatikan und wird wohl auch nicht entlassen. Sein Anwalt kündigte dennoch an, sein Mandant werde in Berufung gehen.

Widersprüche

Der Programmierer des Staatssekretariats hatte sich während der Ermittlungen in Widersprüche verstrickt. In seinem Büroschreibtisch fanden die „Vatileaks“-Fahnder einen Umschlag mit der Aufschrift „P. Gabriele persönlich“. Darin waren Schriften, die allerdings keine sensiblen Informationen enthielten. Sciarpelletti machte während der Verhöre jedoch widersprüchliche Aussagen dazu, wie eng sein Kontakt zu dem damaligen Kammerdiener gewesen ist. Er konnte sich auch nicht genau erinnern, wie der Umschlag in seinen Besitz gekommen ist.

Nach einem anonymen Hinweis aus dem Staatssekretariat des Vatikans wegen „häufiger Kontakte zwischen Gabriele und Sciarpelletti“ waren die Ermittlungen eingeleitet worden. Der Prozess gegen Sciarpelletti war von dem Verfahren gegen den früheren Kammerdiener abgetrennt worden. Gabriele wurde am 6. Oktober zu 18 Monaten Haft verurteilt. Er hatte bekräftigt, oft mit dem Programmierer gesprochen zu haben.

Der Kammerdiener hat seine Haft angetreten. Offen ist, ob und wann Papst Benedikt ihn nach dem Diebstahl von geheimen Dokumenten mit teils brisantem Inhalt über Korruption und Vetternwirtschaft begnadigt. Italienische Medien spekulierten, der Heilige Vater habe sein Reuebekenntnis akzeptiert, er könne möglicherweise bis Weihnachten begnadigt sein.

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