Vatikan dürfte schwulen Botschafter ablehnen

Die Hoffnung, dass Papst Franziskus neue Töne in der Katholischen Kirche anschlägt, war auch bei Homosexuellen-Verbänden groß. Und tatsächlich: "Wer bin ich, darüber zu urteilen", sagte der Pontifex über Homosexualität nach seinem Amtsantritt. Doch die jüngste diplomatische Affäre im Vatikan lässt darauf schließen, dass auch Franziskus nicht von der bisherigen Kirchenlinie abweichen will.
Im Zentrum dabei steht der Diplomat Laurent Stefanini. Der Franzose war im Jänner in Paris als nächster Vertreter des Landes beim Heiligen Stuhl nominiert worden. Seither gab es vom Vatikan keine Bestätigung, obwohl der Posten seit 1. März unbesetzt ist. Mittlerweile wird die Nicht-Reaktion als Zeichen gewertet, dass der Vatikan Stefanini ablehnt. Der Diplomat bekennt sich offen zu seiner Homosexualität.
Die katholische Webseite „Vaticaninsider“ berichtete, dass der apostolische Nuntius in Paris, Erzbischof Luigi Ventura, am 5. Februar Stefanini getroffen und ihn auf inoffizielle Weise zum Verzicht auf sein Amt aufgerufen hatte. Der Diplomat antwortete dabei, dass er auf eigene Initiative nicht auf den Posten verzichten wolle, für den er von der französischen Regierung designiert worden sei. Offiziell wollte sich das vatikanische Presseamt nicht zu dem Vorgang äußern.
Laut Medienberichten will Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande an Stefanini festhalten. Der 55-Jährige war bereits von 2001 bis 2005 als Botschaftsrat in der französischen Vertretung beim Heiligen Stuhl tätig. Derzeit ist er Protokollchef im Elysee-Palast. Er ist praktizierender Katholik und gilt als ausgewiesener Experte für Religionsfragen. Laut der Zeitung „La Repubblica“ genießt dieser auch die Unterstützung des französische Kurienkardinals Jean-Louis Tauran. Katholische Kritiker in Frankreich werfen Präsident Hollande indes gezielte Provokation vor.
Italienische Homosexuellenverbände attackieren hingegen den Vatikan. „Keine Überraschung, sondern viel Wut: Der Vatikan gleicht Uganda“, kritisierte der Chef des Homosexuellenverbands Arcigay, Flavio Romani.
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