Der Papst und seine Feinde

13 Kardinäle verfassten einen Beschwerdebrief an den Pontifex, in dem sie monieren, der Ausgang der Bischofssynode über die Familie (noch bis 24. Oktober) stünde bereits von Beginn an fest. Nachdem der Brief an die Öffentlichkeit gelangte, war von einem neuen " Vatileaks-Skandal" die Rede. Doch Franziskus hat noch mehr Feinde – geheime Machtzirkel im Vatikan, die sich gegen einen Reformkurs in der katholischen Kirche stemmen.
Das Wochenmagazin l’Espresso lieferte Details aus dem Beschwerdebrief an den Papst und nannte deren Unterzeichner. Dazu zählen neben dem deutschen Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, unter anderem die Kurienkardinäle George Pell und Robert Sarah, der New Yorker Kardinal Timothy Dolan und Kardinal Angelo Scola aus Mailand.
Der Drahtzieher aus Australien
Kardinal Pell betont jetzt, dass der Brief an den Papst strikt "privat" war und nicht hätte veröffentlicht werden dürfen. Der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, sagte: "Wer den Brief veröffentlichte, hat einen Störungsakt unternommen, den die Unterzeichner eigentlich nicht im Sinne hatten." Die 13 Kardinäle kritisierten das Arbeitspapier der Synode: Es sei kein "angemessener Leitfaden" und könne nicht als "Grundlage für ein Abschlussdokument" dienen.
Ein zentraler Kritikpunkt der Kardinäle kreist um die Frage des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen. Das Wort Gottes und seine Lehre könne man nicht an "den kulturellen Veränderungen ausrichten".
Der Machtkampf zwischen konservativen und liberalen Geistlichen spitzt sich zu. Davon ist auch der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff überzeugt. Der Zeitpunkt des Outings des homosexuellen Priesters Krzystof Charamsa kam den rechtskonservativen Kreisen sehr gelegen. Der Papst, der bisher Verständnis für Homosexuelle gezeigt hat, wurde aus ihrer Sicht desavouiert.
Franziskus hat sich bei der Generalaudienz am Mittwoch indirekt zu den Vorfällen geäußert: "Im Namen der Kirche bitte ich um Verzeihung für die Skandale, die sich in letzter Zeit in Rom und im Vatikan ereignet haben."
Bei der Familiensynode, die derzeit im Vatikan läuft, blieb die erste Halbzeit ohne großen Eklat, jedenfalls wurde keiner bekannt.
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