Der Papst liest, betet und hört Opern

Papst Franziskus winkt von einem Balkon.
Castel Gandolfo, die päpstliche Sommerresidenz südlich von Rom ist verwaist.

Die Hitze in Rom bricht täglich neue Rekorde: Doch auch Backofentemperaturen können Papst Franziskus nicht umstimmen, sich einen Urlaub zu gönnen. Die päpstliche Sommerresidenz in Castel Gandolfo in den Albaner Bergen, 30 Kilometer von Rom entfernt, ist seit seinem Amtsantritt verwaist.

Denn Jorge Mario Bergoglio scheint allergisch gegen Ferien zu sein: "Ich habe seit 1975 keinen Urlaub mehr gemacht", verrät der Pontifex aus Argentinien. Der 78-Jährige verbringt auch heuer seine freien Tage lieber in Rom. Ferien bedeuten für ihn vor allem, ein gutes Buch zu lesen, Musik zu hören, zu schreiben und zu beten. Franziskus liebt italienische Opern. "Ich ändere meinen Rhythmus. Ich schlafe mehr, lese die Dinge, die mir gefallen, höre Musik, bete mehr. Das ist meine Erholung", erzählte Franziskus vor Journalisten auf dem Rückflug einer päpstlichen Visite.

Wie sieht ein typischer Tag des Pontifex während der Ferienzeit aus?

Tagwache 4.45 Uhr

Der Wecker klingelt auch im Sommer pünktlich um 4.45 Uhr in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung Nummer 201 im Gästehaus Santa Marta. Gebet, Privatmesse und Frühstück begleiten den frühen Tagesbeginn. Danach zieht sich der Papst wieder in seine Räumlichkeiten zurück, um seine Korrespondenz zu erledigen und Dokumente zu lesen. Das von Klosterschwestern zubereitete Mittagessen nimmt er mit Gästen, Besuchern und Freunden ein. Danach gönnt sich Franziskus eine Siesta. In den kühleren Stunden des Tages unternimmt der Papst auf ausdrücklichen Rat seiner Ärzte einen Spaziergang in den vatikanischen Gärten. Manchmal betet er dabei den Rosenkranz und genießt den Blick von der schönen Panoramaterrasse des Gästehauses. Um 20 Uhr wird das Abendessen serviert. Bereits kurz danach begibt sich der 78-Jährige auf sein Zimmer und geht, wie Eingeweihte wissen, sehr früh schlafen. Nach dem Marathonprogramm seiner 8-tägigen Südamerikareise, die ihn im Juli nach Ecuador, Bolivien und Paraguay führte, hat er sich die mehrwöchige Verschnaufpause verdient.

Bereits Mitte September bricht Franziskus zu einem Besuch in die USA und Kuba auf. Im Sommer will er sich vorab ausführlich über die Situation auf der Karibikinsel informieren.

Sein Arbeitstempo fährt Franziskus in den Sommermonaten etwas herunter: Im Juli fielen etwa die Generalaudienzen am Mittwoch aus. Im August werden diese allerdings in der vatikanischen Audienzhalle Paolo VI. wieder aufgenommen. Die Morgenmessen im Gästehaus Santa Marta, die bei Vatikan Mitarbeitern beliebt sind, finden bis Ende August nicht statt. Erst im September wird Franziskus wieder persönlich die Frühmessen zelebrieren.

Die derzeit einzigen öffentlichen Auftritte des katholischen Kirchenoberhauptes finden beim Angelus Gebet am Sonntag statt. Dabei zeigt sich Franziskus den Gläubigen auf dem Petersplatz. Dabei wünscht er mal einen "Guten Appetit zum Mittagessen" oder einen "schönen Sonntagnachmittag". Der Papst weiß um die Strapazen, sich der glühenden Mittagshitze vor dem Petersdom auszusetzen: "Ich sehe ihr seid mutig, dass ihr euch bei dieser Hitze aus dem Haus traut. Gratulation!", so begrüßte Franziskus am vergangenen Sonntag die wartende Pilgerschar.

Keine Ausflüge

Von Ausflügen in die Berge wie sie seine Vorgänger liebten, will Franziskus nichts wissen. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. genoss die Aufenthalte in der Natur. Er verbrachte auch heuer wieder die ersten zwei Juli-Wochen auf dem päpstlichen Sommersitz von Castel Gandolfo. Mittlerweile ist der 88-jährige Joseph Ratzinger in sein Kloster "Mater Ecclesiae" in den Vatikanischen Gärten zurückgekehrt. Dort soll ihm im August sein Bruder Georg Gesellschaft leisten. Wie in Italien werden auch im Vatikanstaat im August vielerorts die Rollläden heruntergelassen. Bischöfe, Monsignori und andere Kurienmitglieder gehen auf Sommerurlaub. Die meisten ausländischen Vatikanmitarbeiter fahren in ihre Heimatländer.

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