USA

Wieder Proteste in Ferguson

Zwei Männer stehen vor einer Gedenkstätte mit der Aufschrift „Hands up, don't shoot, Aug 9, 2014“.
Neue Ausschreitungen sechs Wochen nach den tödlichen Schüssen auf Michael Brown.

Wut und Enttäuschung sitzen tief in der schwarzen Bevölkerung der Kleinstadt Ferguson im US-Bundesstaat Missouri. Dass ein weißer Polizist einen schwarzen Teenager erschießt und womöglich ungestraft davonkommt, wollen die Menschen nicht akzeptieren (mehr dazu). An einen fairen Prozess glaubt kaum jemand. Und so entlädt sich der Frust auch noch Wochen nach den tagelangen, teils gewaltsamen Protesten nach dem 9. August, jenem Tag, an dem Darren Wilson sechs Mal auf den unbewaffneten Michael Brown, 18, gefeuert hat.

Molotowcocktails

Nun trugen rund 200 Menschen ihren Unmut auf die Straßen des kleinen Vororts, die Szenerie erinnerte an jene vom August: Feuer wurden gelegt, Autos beschädigt, Molotowcocktails flogen, ebenso wie Flaschen und Steine. Die Schaufenster des Kosmetik-Geschäfts "Beauty Town" wurden eingeschlagen – zum bereits dritten Mal. "Brennt es nieder", rief die Menge. In der Nähe der Canfield Green Apartments, wo Brown starb, wurden Schüsse in Richtung Polizei abgefeuert, so Captain Ronald S. Johnson von der Missouri Highway Patrol. Bilanz der Nacht: Zwei verletzte Polizisten, fünf Verhaftungen.

Auslöser des Tumults dürfte ein Brand der kleineren von zwei Gedenkstätten zu Ehren Browns auf dem Canfield Drive gewesen sein. Wie Feuerwehr-Kommandant Steven Rosenthal vermutet, hat eine der vielen Kerzen das Feuer entfacht. Nicht alle wollen das glauben. "Niemals kann eine Kerze der Auslöser gewesen sein. Dafür brannte das Feuer zu hoch und heiß", so David Whitt von der Bürgerbewegung Canfield Watchmen. Zeugen meinen, Benzin gerochen zu haben. Polizeichef Tom Jackson versprach Aufklärung.

Stilles Gedenken

Nur wenige Stunden, nachdem die Stätte abgebrannt war, war sie neu aufgebaut. 75 Menschen versammelten sich im Anschluss zum Gebet, das mit den Worten schloss: "Wir sind Mike Brown. Wir sind jung, wir sind stark, wir marschieren den ganzen Tag".

Todesschütze Darren Wilson ist weiter von der Bildfläche verschwunden. Ob und in welchen Punkten der Polizist angeklagt wird, sollen 12 Geschworene einer Grand Jury bis spätestens 7. Jänner entscheiden. Staatsanwalt Robert McCulloch steht unter starker Kritik: Viele bezweifeln, dass er den Fall unvoreingenommen bearbeiten kann. Sein Vater, ein Polizist, wurde von einem Schwarzen im Dienst getötet, als Robert McCulloch ein Kind war. Auch soll die Familie in enger Beziehung zur örtlichen Polizei stehen. Landesweit unterzeichneten mehr als 115.000 Menschen eine Petition und forderten seinen Rücktritt. McCulloch beteuerte, dass er "fair und unparteiisch" entscheiden werde.

Nichts Neues gibt es zu den Ermittlungen des Justizministeriums gegen die Polizei. Aufgrund vieler Beschwerden und Klagen gegen Polizeibeamte in den vergangenen Jahren leitete Justizminister Eric Holder Untersuchungen wegen möglicher Verletzung der Bürgerrechte ein.

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