Google ist vorm Date Pflicht

Für die 36-jährige Kathy Crutcher, die in der US-Hauptstadt Washington lebt, ist es der wichtigste Teil der Vorbereitungen für ein Date, bei dem sie einen potenziellen Partner zum ersten Mal trifft: Bevor sie losgeht, sucht sie den Namen der Person bei Google. "Es kann sein, dass ich diesen Mann vor Wochen auf einer Party getroffen habe oder auf einer Webseite für Partnersuche. Ich habe vielleicht vergessen, wie er aussieht. Ich möchte einfach sichergehen, dass nichts faul ist", erklärt Kathy.
Vorstrafen, Betrüger, Leute, die Schlagzeilen in den Chroniknachrichten gemacht haben – vieles kommt dabei heraus. Es ist schon ein paar Jahre her, seit sich die freundliche blonde Lehrerin von ihrem Lebensgefährten getrennt hat. Sie ist für eine neue Beziehung bereit und möchte eigentlich heiraten. Deshalb sucht sie, wie viele andere Amerikaner auch, intensiv nach einer neuen Liebe. Zumindest in den Großstädten geht man dabei mit Plan und Protokoll vor.
Karriere wichtig
"Einen künftigen Partner zu treffen, ist in Washington ähnlich wie zu einem Job-Interview zu gehen", sagt Amy Dickinson, eine Kolumnistin der Washington Post, dem KURIER. In einer eigenen Rubrik beantwortet sie Leserfragen zu Beziehungsproblemen. Karriereaussichten und Finanzen sind für die Amerikaner bei einem potenziellen Partner sehr wichtig.
Laut einer Gallup-Umfrage ist Geld einer der wichtigsten Gründe, um eine Heirat aufzuschieben oder lieber sein zu lassen. 14 Prozent der Befragten geben an, allein zu sein, weil das Geld für eine Hochzeit nicht ausreicht.
Ehewunsch
So ist in den vergangenen Jahren auch in den USA die Zahl der Verheirateten gesunken. Trotzdem bleibt die Heirat weiter wichtig. Laut Gallup sind 54 Prozent der Amerikaner verheiratet, 21 Prozent möchten sich trauen lassen. Nur fünf Prozent interessiert die Ehe nicht. Sie absolvieren nicht ein Date nach dem anderen: 30 Minuten in einem Café zum gegenseitigen Abchecken. Restaurant ist beim ersten Mal tabu, ein Spaziergang im Park mit zu viel Ablenkung verbunden.
"Einmal hat mich eine junge Frau gleich zu Beginn gefragt, welche Staatsbürgerschaft ich habe", erinnert sich Felipe Buitrago, ein 38-jähriger Wirtschaftsexperte, der bei einer internationalen Organisation arbeitet. Es stellte sich heraus, dass die Frau beim Geheimdienst arbeitet. "Als sie erfuhr, dass ich aus Kolumbien komme, hat sie unser Treffen abgebrochen. Sie sagte, sie würde am Arbeitsplatz Probleme bekommen, wenn sie mit einem Ausländer zusammen ist", so Buitrago.
Um derartiges zu vermeiden, kommt das Internet ganz gelegen. "Natürlich sollte man die Person googeln, bevor man sie trifft", meint Amy Dickinson. "Das ist ein Werkzeug, dass einem erlaubt, etwas über den Job des Anderen zu erfahren. Es ist auch eine Sicherheitsvorkehrung."
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