Gestatten, Prinzessin Emily vom Nordsudan
Schon einmal vom Königreich Nordsudan gehört? Nein. Das ist nicht so schlimm. Ihr Allgemeinwissen wird durch diese Wissenslücke nicht in Zweifel gezogen. Dieses Königreich gibt es nämlich erst seit gut sechs Wochen. Seine Herrscherin ist sieben Jahre alt, trägt eine preiswerte Glitzerkrone - wie hierzulande viele Sechsjährige im Fasching - und ist wohnhaft in Abingdon im US-Bundesstaat Virginia. Emily Heaton wollte immer schon eine Prinzessin sein - ein wahrscheinlich nicht so ungewöhnlicher Wunsch für ihr Alter. Beim Bitten und Betteln war sie aber wohl penetranter als ihre Altersgenossen. Schließlich beschloss ihr Vater, den Traum wahr zumachen.
Internetsuche: Von der Antarktis nach Afrika
"Einem Kind will man nicht immer sagen, dass es nicht sein kann, was es sich wünscht, und mit sechs orientierte sie sich in der Welt mit dem Wunsch, eine Prinzessin zu sein", sagt Jeremiah Heaton. "Also habe ich ihr gesagt, dass sie das sein kann." Zunächst verlief seine Internet-Recherche ergebnislos. Er erzählt:
"Anfangs schaute ich in der Antarktis, wo es keine Bevölkerung gibt."
Aber: "Doch wegen des Antarktisvertrages sind dort keine neuen Gebietsansprüche erlaubt."
Große Pläne im Königreich
Nun haben Vater und Tochter große Pläne für "ihr" Königreich. "Wir werden Kindern in Afrika helfen, die kein Essen haben", sagt Emily. "Wir werden einen Garten bauen, so groß wie unser Land." Heaton schwebt eine Oase vor, ein umweltfreundliches Landwirtschaftsprojekt, spendenfinanziert über die Internet-Plattform KickStarter. Heaton träumt sogar von der Unterstützung ausländischer Regierungen.
Rechtlich auf unsicherem Boden
Aber kann ein Einzelner ein Königreich auf ausländischem Boden gründen? Edward Swaine, Jus-Professor an der George Washington Universität in Washington DC, ist skeptisch. "Grundsätzlich muss er korrekt darlegen, dass niemand das Land beansprucht", sagt Swaine. "Für mich ist nicht offensichtlich, dass dies so ist. Darüber hinaus muss er das Land wirksam besetzen, nicht nur eine Flagge hissen oder dort auftauchen und ein Selfie machen."
Heaton versichert, er arbeite darauf hin. Für die Botschaft des Nordsudan habe er bereits Büroräume im Zentrum von Washington und eine Telefonnummer. "Ich glaube, wenn die Regierungen von Ägypten und Sudan einmal erkannt haben, dass wir die Region positiv verändern werden, dann werden sie sehen, dass die Anerkennung des Königreiches Nordsudan Vorteile bringt." Bald wolle er Gespräche mit den beiden Staaten aufnehmen, betont Heaton.
Die Botschaften von Ägypten und des Sudan wollten die Geschichte indes nicht kommentieren.
Hauptsache Prinzessin
Aber auch wenn Emilys Königreich einer rechtlichen Überprüfung nicht stand halten sollte: Zumindest in der Schule hält sie Hof. Ihre Freundinnen finden es "cool", dass sie sich nun eine richtige Prinzessin nennt.
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