Klimagipfel soll globalen "Kurswechsel" markieren

Der in New York stattfindende Klimagipfel war schon zuvor begleitet von Riesenprotesten rund um die Welt. Am Montag gab es schon den ersten Rückschlag - die EU-Kommission gab grünes Licht für den ersten AKW-Bau nach Fukushima. In Großbritannien sollen Reaktorblöcke entstehen.
Nichtsdestotrotz findet am heutigen Dienstag das hochrangige Treffen in New York statt; es soll den Weg zu einem Weltklimavertrag vorbereiten. Der Vertrag soll Ende 2015 bei der UN-Klimakonferenz in Paris verabschiedet werden und 2020 in Kraft treten. Die UN-Sonderbeauftragte, Mary Robinson, hat für den Kampf gegen den Klimawandel einen " Kurswechsel" angekündigt. Von dem Gipfel und dem folgenden Gipfel in Paris werde eine Botschaft ausgehen, die mehr sei als "das übliche Geschäft mit grünem Anstrich", sagte sie. Auch die USA und China, die sich bisher gegen verbindliche Minderungsziele sperren, sollen mitmachen, damit das Ziel noch erreicht wird, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen.

Bei den vorangegangenen Demos, die unter Beteiligung zahlreicher Prominenter wie dem frisch gebackenen UNO-Friedensbotschafter Leonardo DiCaprio und Schauspiel-Kollegen Mark Ruffalo und Edward Norton Aufsehen erregten, wurden etwa 100 Umweltaktivisten festgenommen. Hunderte Demonstranten wollten mit ihrer ungenehmigten Aktion "Flood Wall Street" auf "die Klimakrise" aufmerksam machen, berichtete die Zeitung "New York Post" am Montag in ihrer Onlineausgabe. Die Aktivisten bestätigten die Festnahmen und sprachen auf ihrer Webseite von Tausenden Teilnehmern, die zeitweilig den Broadway besetzten und in die Wall Street strömten.

In New York werden mehr als 100 Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter US-Präsident Barack Obama. Auch DiCaprio hielt bereits eine eindringliche Rede vor den Teilnehmern. "Dieses Gremium muss vielleicht mehr als irgendein anderes Gremium jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit diese schwierige, aber machbare Aufgabe angehen", sagte DiCaprio am Dienstag. "Sie können Geschichte schreiben, oder von der Geschichte verteufelt werden. (...) Mein Job ist es, Dinge vorzuspielen. Ihrer nicht." Regierungen und Industrie auf der ganzen Welt müssten "sofort entschiedene und deutliche Maßnahmen treffen". Der Klimawandel sei die "größte Herausforderung der Menschheit" und keine rein politische Angelegenheit, "sondern es geht dabei um unser Überleben", sagte DiCaprio. "Ich spreche nicht als Schauspieler, sondern als besorgter Bürger."

Österreich wird durch Bundespräsident Heinz Fischer und Umweltminister Andrä Rupprechter vertreten. Fischer forderte vorab einen "ambitionierten" Vertrag im Kampf gegen den Klimawandel. "Handeln wir gemeinsam", sagte Fischer beim Gipfel. Er verwies laut Redetext auf die Zahlen des österreichischen Klimaberichts, wonach die Alpenrepublik besonders von der globalen Erwärmung betroffen sei. "Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen dieser Zeit, und wir müssen diese Herausforderung gemeinsam annehmen", betonte der Bundespräsident und schlug in diesem Zusammenhang vor, dass der Klimawandel in die UNO-Entwicklungsziele aufgenommen werde. Schließlich sei der Kampf gegen den Klimawandel auch eine "Gelegenheit" für Entwicklung und die Bekämpfung von Armut.
"Weckruf"
Vor Spitzenvertretern der UNO-Staaten berichtete der Bundespräsident, wie stark Österreich von der Erderwärmung betroffen sei. In Österreich mit seinem "fragilen alpinen Ökosystem" sei der Temperaturanstieg seit dem Jahr 1880 "mehr als doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt" gewesen. Die Gletscher würden immer schneller schmelzen, Wetterextreme kämen immer häufiger vor.
Auch Rupprechter schlug in dieselbe Kerbe: "Der Gipfel von Ban Ki Moon ist ein lauter Weckruf für den Klimaschutz", so der Umweltminister. "Die politische Staatengemeinschaft muss den Willen für eine ambitionierte Klimapolitik deutlich erhöhen, um eine zusätzliche Erderwärmung mit allen katastrophalen Folgen zu verhindern. Dazu müssen wir alle an einem Strang ziehen. Es geht nicht darum, Wirtschaft und Industrie gegen den Klimaschutz auszuspielen, sondern es geht darum, alle an einen Tisch zu bekommen, um gemeinsam die große Herausforderung Klimawandel zu meistern. Dieser Klimagipfel ist eine wichtige Chance, die wir nicht vertun dürfen. Auch die Europäische Union muss sich hier deklarieren. Wir erwarten von der neuen Kommission klare Impulse", bekräftigte Rupprechter.
Demos weltweit:
Der Guardian hat sich angesehen, welche Länder am meisten dem Klima schaden: Hier geht es zur Karte
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