Ban fordert mehr Einsatz gegen Ebola
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Staatengemeinschaft zu einem stärkeren Einsatz gegen Ebola aufgerufen: "Wir müssen Versprechen zu Taten machen. Wir brauchen mehr Ärzte, Pfleger, Ausrüstung, Behandlungszentren und Evakuierungskapazitäten", sagte er in New York - das Problem sei "sehr ernst". Nach dem Aufruf zu Spenden von einer Milliarde Dollar (790 Millionen Euro) sind inzwischen knapp 40 Prozent der Summe - 377 Millionen Dollar - eingegangen, wie ein Sprecher des UN-Nothilfekoordinators (Ocha) in Genf mitteilte. Weitere 217 Millionen Dollar seien zugesagt, aber noch nicht auf dem Konto. Größte Geldgeber sind die Weltbank, die USA und die Afrikanische Entwicklungsbank. "Jetzt ist die Zeit da für andere Länder, die die Möglichkeiten haben", sagte Ban am UN-Sitz in New York. Gebraucht werde neben Geld auch logistische Unterstützung.
Bans Vorgänger Kofi Annan warf dem Westen indes vor, Ebola ignoriert zu haben, weil Westafrika davon betroffen ist. Er sagte im britischen Rundfunk BBC:
"Die internationale Gemeinschaft ist erst aufgewacht, als die Krankheit die USA und Europa erreicht hat."
US-Präsident Barack Obama genehmigte die Entsendung von Reservisten nach Westafrika. Ein entsprechendes Dekret wurde am Donnerstag vom Weißen Haus in Washington veröffentlicht. Demnach wird das Verteidigungsministerium ermächtigt, Reservisten der Streitkräfte für humanitäre Hilfsmaßnahmen "in Verbindung mit der Ebola-Epidemie in Westafrika" zu entsenden. Vor allem geht es nach Angaben aus Militärkreisen um Spezialisten, die beim Aufbau der logistischen Infrastruktur helfen sollen. Forderungen aus dem US-Kongress die US-Grenzen für Menschen aus Westafrika zu schließen, lehnte Obama ab.
600 Helfer geschickt
Ein Verband von fünf ostafrikanischen Staaten will 600 Helfer, darunter 41 Ärzte, in die Krisenländer schicken. Mit ihrer Entscheidung reagierte die Ostafrikanische Gemeinschaft auf die Sorge vor einer "schnellen Zunahme von Fällen und Toten", hieß es in einer Erklärung vom Freitag.
Die Spitzenverbände der Ärzte in Deutschland riefen Mediziner zum freiwilligen Ebola-Einsatz in Westafrika auf. Ärzte mit den erforderlichen einschlägigen Fachkompetenzen und Sprachkenntnissen würden gebeten, sich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) oder anderen Organisationen zu melden, erklärten die Verbände am Freitag in Berlin.
Österreich hat insgesamt 500.000 Euro durch die Austrian Development Agency (ADA) für den Kampf gegen Ebola an Ort und Stelle bereitgestellt: 200.000 gehen an ein Präventionsprogramm von World Vision in Sierra Leone, um 2.700 Pfleger auszubilden, um das restliche Geld können sich NGOs wie Ärzte ohne Grenzen bewerben, die in Westafrika aktiv sind, teilte das Außenministerium am Freitag mit.
In Westafrika wütet Ebola seit Monaten. Es starben offiziell bereits fast 4.500 Menschen an der Viruserkrankung.
Entwarnung
Eine gute Meldung kam aus Spanien: Zwei von sechs dort mit Ebola-Verdacht ins Krankenhaus gebrachte Patienten sind nicht mit dem tödlichen Virus infiziert. Ein Passagier aus Nigeria, der am Donnerstag auf dem Weiterflug von Paris nach Madrid von Schüttelfrost befallen wurde, sei negativ auf Ebola getestet worden, teilten die Behörden mit. Auch ein weiterer Patient, der im selben Krankenwagen wie eine Ebola-infizierte Krankenschwester behandelt worden war, sei negativ getestet worden. In Spanien werden derzeit noch vier weitere Verdachtsfälle betreut, von diesen lagen zunächst noch keine Testergebnisse vor. In Frankreich gab es vorsichtige Entwarnung für eine Krankenschwester, bei der Ebola-Verdacht aufgekommen war.
Ausbruch in Senegal laut WHO vorbei
Die Weltgesundheitsorganisation ( WHO) hat den Ebola-Ausbruch im Senegal offiziell für beendet erklärt. Allerdings sei weiterhin Wachsamkeit angebracht, hieß es in einer am Freitag in Genf veröffentlichten Mitteilung. Das Land sei wegen seiner geografischen Lage verwundbar für weitere eingeschleppte Ebola-Fälle. Die einzige bekannte Ebola-Erkrankung im Senegal war am 29. August diagnostiziert worden. Es handelte sich um einen jungen Mann, der aus dem Nachbarland Guinea in die Hauptstadt Dakar gereist war. Er habe sich von der Krankheit erholt, sei bereits am 5. September negativ auf das Virus getestet worden und am 18. September nach Guinea zurückgekehrt.
Ein Ebola-Ausbruch gilt nach den Richtlinien der WHO als beendet, wenn 42 Tage lang kein Fall aufgetreten ist. 42 Tage entsprechen der doppelten maximalen Inkubationszeit, also dem Zeitraum zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Symptomen.
Karibikstaaten verhängten Einreiseverbote
Mehrere Karibikstaaten wollen sich mit einem Einreiseverbot gegen Reisende aus Westafrika vor möglichen Ebola-Infektionen schützen. Jamaika verhängte die Sperre ab sofort für Menschen, die sich in den letzten 28 Tagen in Sierra Leone, Guinea und Liberia aufgehalten haben, wie aus einer Mitteilung des Ministeriums für Nationale Sicherheit am Freitag hervorging. Nach Medienangaben haben sechs Länder des karibischen Staatenbundes Caricom ähnliche Maßnahmen ergriffen. Laut der Zeitung Guardian aus Port-of-Spain wollen Trinidad und Tobago zudem Reisenden aus Nigeria und der Demokratischen Republik Kongo die Einreise verwehren. Die anderen vier Staaten, die ein Verbot verhängt haben, sind Guyana, St. Kitts und Nevis, St. Lucia und St. Vincent und die Grenadinen.
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