Universität Sarajevo: Unterrichtspause für Freitagsgebete

Blick über Sarajevo mit Wohnhäusern, Moscheen und im Hintergrund Hochhäuser.
Parteien kritisieren Empfehlung der Universitätsleitung.

Die Leitung der Universität Sarajevo hat sich für eine Unterrichtspause an Freitagen ausgesprochen, um muslimischen Studenten die Teilnahme am traditionellen Freitagsgebet zu ermöglichen.

Während des Freitagsgebets zur Mittagszeit sollten für anderthalb Stunden "keine akademischen Aktivitäten" eingeplant werden, hieß es in einer Empfehlung an die Dekane der Fachbereiche, die am Donnerstag scharfe Kritik auslöste.

Mit dieser Entscheidung sollten die Menschenrechte und das Recht auf freie Religionsausübung respektiert werden, erklärte der Senat der Universität. Er empfahl zudem, während der katholischen und orthodoxen Gottesdienstzeiten am Wochenende keine Aktivitäten anzusetzen.

Linke und Liberale: Keine "religiösen Gebräuche einführen"

Mehrere linke und liberale Parteien kritisierten die Empfehlung. Auf diese Weise wolle die Universität "religiöse Gebräuche einführen und daraus Verhaltensregeln für die Universität von Sarajevo machen", erklärte die Sozialdemokratische Partei.

Die Führung der bosnischen Serbenrepublik Republika Srpska kritisierte die Universitätsleitung scharf. "Das überrascht mich nicht", zitierte die Website des dortigen Fernsehsenders RTRS deren Präsidenten Milorad Dodik. So hätten die Behörden von Sarajevo auch ein Alkoholverbot für den Heiligen Abend verhängt. "Das ähnelt mehr und mehr einem islamischen Staat", erklärte Dodik.

"Das ähnelt mehr und mehr einem islamischen Staat"

Ein Porträt von Milorad Dodik vor einer blau-rot gestreiften Flagge.
Milorad Dodik, President of Bosnia and Herzegovina's predominantly Serb entity Republika Srpska, looks on during an interview in Banja Luka on October 11, 2016. Bosnia is "a failed concept," Serb leader in the Balkans country Milorad Dodik said on October 11, adding that he "thinks a lot" about a referendum on independence for his Republika Srpska. The troubled leader has already threatened to call such a vote, which would further undermine fragile institutions established by the Dayton agreement that ended the inter-ethnic 1992-1995 war. / AFP PHOTO / ELVIS BARUKCIC
Die Behörden der Hauptstadt hatten den Alkoholausschank während eines Konzerts am Heiligen Abend untersagt, der einzigen größeren Veranstaltung an dem Tag. Ein Alkoholverbot gilt in zwei Einkaufszentren, die kürzlich von arabischen Investoren aus den Golfstaaten in Sarajevo gebaut wurden.

Traditionell wird der Islam in Bosnien nicht streng ausgelegt. Seit dem Bosnienkrieg in den 90er-Jahren gibt es jedoch Anzeichen für die Radikalisierung einer kleinen Minderheit von Gläubigen.

Jeder zweite Bosnier ist Muslime

Eine große Gruppe von Männern beugt sich während eines Gebets im Freien.
Muslims gather to pray at Sarajevo's central Gazi-Husref Bey's mosque for the early prayer during celebrations for Eid al-Fitr marking the end of the Islamic holy month of Ramadan, on July 5, 2016. / AFP PHOTO / ELVIS BARUKCIC
Die Universität von Sarajevo ist die größte in Bosnien. Unter den Studierenden sind auch Serben und Kroaten. Rund die Hälfte der 3,5 Millionen Bosnier sind Muslime, wie die Volkszählung aus dem Jahr 2013 ergab, deren Ergebnisse 2016 veröffentlicht wurden.

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