Handgranaten-Anschlag auf Flüchtlingsunterkunft

Unbekannte haben in der Nacht auf Freitag einen Anschlag mit einer Handgranate auf eine Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen verübt. Nach dpa-Informationen landete eine scharfe Handgranate in der Nacht zum Freitag auf dem Gelände der sogenannten bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle im Schwarzwald-Baar-Kreis. Der Sicherheitssplint war gezogen, die Granate explodierte jedoch nicht. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Ein Sicherheitsmann bemerkte die Granate gegen 1.30 Uhr auf dem Boden und alarmierte die Behörden. Die Polizei sperrte das Gelände und angrenzende Straßen weiträumig ab. Die Granate wurde von Entschärfern gesprengt. Derzeit suchen Ermittler die Umgebung des Tatorts nach Beweisen ab, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Einzelheiten wollte die Polizei im Laufe des Vormittages mitteilen.
In der Flüchtlingsunterkunft, einer ehemaligen Kaserne, sind rund 170 Asylwerber untergebracht. Zu möglichen Verdächtigen sagte Thomas Kalmbach, Sprecher der Polizei in Tuttlingen, zu Spiegel Online: "Zur Gruppe 'Refugees Welcome' gehörte der Täter sicher nicht."
Über 1000 Attacken im Vorjahr
Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland nach einem Bericht von Spiegel Online mehr als tausend Angriffe auf Flüchtlingsheime gegeben. Das geht demnach aus einer Erhebung des Bundeskriminalamts (BKA) hervor. Der Statistik zufolge hatten 901 der Taten einen rechtsradikalen Hintergrund. 2014 hatte es noch insgesamt 199 Attacken gegeben, davon 177 mit rechtsradikalem Hintergrund.
Deutlich gestiegen ist dem Bericht vom Donnerstag zufolge besonders der Anteil der Gewalttaten. Im vergangenen Jahr seien 173 solcher Fälle gezählt worden, 2014 seien es 28 gewesen. Die Zahl der Brandstiftungen stieg demnach von sechs auf 92.
"Der dramatische Anteil der Straftaten gegen Asylbewerberunterkünfte bereitet uns große Sorgen", sagte BKA-Chef Holger Münch dazu Spiegel Online. "Die Taten müssen genauso konsequent verfolgt und bestraft werden wie rechtsextremistische Hetze in sozialen Netzwerken." Letztere sei "der Nährboden für Fremdenhass und Ausländerfeindlichkeit".
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