Türkischer Ehe-Ratgeber: "Beim Sex nicht reden"
Wer im türkischen Kütahya heiratet, bekommt von der Stadtgemeinde eine rosafarbene Ehebroschüre mit einer Rose auf dem Umschlag. Der Titel des Machwerks: "Ehe und Familienleben". Es handelt sich zwar nur um eine 200.000-Einwohner-Stadt südöstlich von Istanbul, aber die dort propagierten Tipps für angehende Eheleute sind so abstrus, dass sie eine Debatte in der Türkei auslösten.
An die Frau gerichtet schrieb der Autor: "Wenn du als Ehefrau beim Sex sprichst, wird dein Kind stottern." An den Mann gerichtet: "Für den Fall, dass die Frau zickig ist, sollte der Mann sich nicht sofort scheiden lassen, damit diese Frau nicht auch noch zum Verhängnis für einen anderen Mann wird. Stattdessen sollte der Ehemann eine zweite Frau ehelichen, damit sie die erste Ehefrau zur Vernunft bringt."
"Ein, zwei Schläge ganz nützlich"
Die seltsamen Ratschläge könnte man für Satire halten, und sie wären auch nicht weiter von Bedeutung, würde nicht auch häusliche Gewalt an Frauen legitimiert. "Eine Frau, die sich nicht für ihren Mann zurechtmacht, ihrem Mann als Herren im Hause nicht gehorsam ist, kann geschlagen werden", steht in dem Pamphlet. "Manchmal sind ein, zwei Schläge ganz nützlich, das wirkt wie Medizin. Der Ehefrau wird so in Erinnerung gerufen, wer das Sagen im Haus hat."
Mehrere internationale und türkische Medien, darunter Cumhurriyet, berichteten über die jenseitige Broschüre. Verfasst wurde sie von Hasan Caliskan, einem ehemaligen Mitarbeiter des Amtes für Religionsangelegenheiten. Die "Diyanet"-Behörde ist die höchste religiöse Autorität des islamisch dominierten Landes.
Parlamentsdebatte
Publik geworden ist die skurrile Broschüre aus Kütahya, weil Fatma Kaplan Hürriyet sie im Parlament zum Thema gemacht hat. Die Abgeordnete der CHP bezeichnete das Büchlein als frauenverachtend.
"Heiratet gebärfreudige, liebenswürdige Frauen, aber sie sollen Jungfrauen sein."
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