717 Tote nach Massenpanik nahe Mekka

Eine Tragödie überschattet die Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien. Tausende Rettungskräfte sind im Einsatz.

Der höchste muslimische Feiertag wird von einer Massenpanik überschattet: Bei einem großen Gedränge während der islamischen Wallfahrt Hadsch sind nahe Mekka mindestens 717 Menschen ums Leben gekommen. Wie der saudi-arabische Zivilschutz mitteilte, wurden bei der Panik in Mina in der Nähe von Mekka außerdem 805 weitere Menschen verletzt. Mehr als 220 Krankenwagen und 4.000 Rettungskräfte waren demnach im Einsatz.

Schon kurze Zeit später gab sie eine aktualisierte Bilanz heraus. Die Zahl der Toten könnte noch weiter steigen, vermeldet auch Al-Jazeera. Der Hadsch hatte am Dienstag begonnen. In Mekka steht die Heilige Moschee, die die Kaaba beherbergt, das bedeutendste Heiligtum des Islams. In diesem Jahr haben sich laut saudischen Medien rund drei Millionen Muslime auf die Wallfahrt begeben, darunter 1,4 Millionen aus dem Ausland. Die Panik ereignete sich in Mina, wo die Gläubigen zur symbolischen Teufelssteinigung zusammengekommen waren.

717 Tote nach Massenpanik nahe Mekka
Muslim pilgrims pray on Mount Mercy on the plains of Arafat during the annual haj pilgrimage, outside the holy city of Mecca September 23, 2015. REUTERS/Ahmad Masood TPX IMAGES OF THE DAY

Mehrere Unglücke

Immer wieder kommt es während der Pilgerfahrt zu Unglücken. Erst wenige Tage vor Beginn der diesjährigen Wallfahrt waren bei mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen, als ein Kran bei einem schweren Unwetter auf die Große Moschee stürzte. 2006 waren bei einem Massenandrang rund 350 Gläubige gestorben.

Viertägiges Opferfest

Heute hat zudem das viertägige Opferfest (arabisch: Eid al-Adha, türkisch: Kurban Bayrami), die wichtigste Feierlichkeit im Islam, begonnen. Mit rituellen Tierschlachtungen erinnert es an die Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn zu opfern, um Gott seinen Glauben zu beweisen.

Hunderttausende in Weiß gekleidete Pilger versammelten sich am zweiten Tag der Wallfahrt auf dem Berg Arafat. Der Ritus sieht vor, dass die Pilgerer im Andenken an den Propheten Mohammed bis zum Abend auf der rund 20 Kilometer von Mekka entfernen kargen Ebene bleiben und dort um Vergebung beten.

717 Tote nach Massenpanik nahe Mekka
Anmerkung: Schreibweise "Hadsch" für Wallfahrt nach Mekka Lokalisierungskarte Grafik 1103-15-Unfaelle.ai, Format 88 x 62 mm

Die Toten in einem Massengedränge sind nicht die ersten Katastrophenopfer in der Pilgerstadt Mekka. Frühere Unglücke:

11. September 2015: Etwa 107 Gläubige sterben und mehr als 230 werden verletzt, als ein Kran im Sturm auf die Große Moschee in Mekka stürzt.

12. Jänner 2006: Ein fatales Gedränge entsteht, als Pilger über mitgebrachte Gepäckstücke auf der Dschamarat-Brücke in Mina stolpern. Nachfolgende Pilger trampeln die Gestürzten zu Tode. 362 Muslime kommen ums Leben.

5. Jänner 2006: Ein Pilgerhotel in der Nähe der Großen Moschee stürzt ein, 76 Menschen sterben.

1. Februar 2004: Während der Hadsch-Wallfahrt in Saudi-Arabien werden in Mina 251 Menschen zu Tode getrampelt.

5. März 2001: Mindestens 35 Pilger werden im Getümmel in Mina getötet. Das Unglück ereignet sich bei der rituellen "Steinigung des Teufels".

9. April 1998: Ebenfalls bei der symbolischen Satanssteinigung sterben in der Ebene von Mina 118 Pilger.

15. April 1997: Bei einem Großbrand in einem Zeltlager kommen mehr als 300 Pilger ums Leben. Das Feuer wird offenbar von explodierenden Gasflaschen ausgelöst, wie sie zum Kochen benutzt werden.

23. Mai 1994: Auf der Dschamarat-Brücke in Mina werden 270 Menschen zu Tode gedrückt.

2. Juli 1990: In einem Tunnel zwischen Mekka und Mina entsteht ein tödliches Gedränge. Vermutlich war die Belüftungsanlage ausgefallen. Mehr als 1.400 Pilger ersticken oder werden zu Tode getrampelt.

Kommentare