Tianjin: Fischsterben verunsichert Bevölkerung

Tausende toter Fische liegen an einem Ufer unter einer Brücke.
Zyanid in Wasserprobe nachgewiesen. Tierversuche am Unglücksort.

Mehr als eine Woche nach dem Explosionsunglück im chinesischen Tianjin ist das ganze Ausmaß der Katastrophe immer noch nicht bekannt. Viele Menschen in der Zehn-Millionen-Metropole machen sich wegen giftiger Stoffe in Luft und Wasser Sorgen. Für zusätzliche Verunsicherung sorgen aber auch die Behörden, die mit Informationen nur zögerlich umgehen.

An die Ufer des Haihe-Flusses in der Stadt wurden nun große Mengen toter Fische angeschwemmt. Messungen der Fischereibehörden hätten ergeben, dass die Fische an Sauerstoffmangel verendet seien, berichtete die China Daily und veröffentlichte die Testergebnisse.

Experten erläuterten, hohe Schadstoffbelastungen im Wasser führten zu einem solchem Sauerstoffmangel. Das sei bei schlechter Wasserqualität im Sommer "nicht ungewöhnlich". Es seien keine schädlichen Zyanid-Werte im Wasser an der Stelle gefunden worden, wo die Fische mehrere Kilometer vom Explosionsort entfernt angeschwemmt wurden, berichtete das städtische Umweltamt.

Menschen sammeln mit Netzen tote Fische am Ufer eines Flusses ein.
Workers remove dead fish from the Haihe river at Binhai new district in Tianjin, China, August 20, 2015. No toxic levels of cyanide have been detected in water samples taken from the Haihe river where the large number of dead fish were spotted on Thursday after last week's explosions at the north China port, according to the city's environment monitoring center, Xinhua News Agency reported. The dead fish were seen at the estuary of the Haihe River about six kilometers (3.73 miles) from the site of the August 12 chemical warehouse blasts, according to an environment expert at a news conference on Thursday. Picture taken August 20, 2015. REUTERS/Stringer CHINA OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN CHINA

Zyanid in Wasserprobe

In einer Wasserprobe an der Unglücksstelle hatten Prüfer allerdings am Donnerstag eine Konzentration von Zyanid festgestellt, die um das 356-Fache über dem Grenzwert lag, wie das Umweltministerium mitgeteilt hatte. An 19 von 26 Testpunkten rund um den Explosionsort wurde demnach Zyanid nachgewiesen.

Tierversuche

Da bereits kleinste Mengen des Stoffes tödlich sein können, stellten die Behörden in der Nähe des Explosionsortes Käfige mit Hasen, Meerschweinchen und Hühnern auf, um die Auswirkung der Umgebung auf die Tiere zu testen. Das Gift wird über die Haut und die Luft aufgenommen. Nach zwei Stunden sollen die Tiere alle noch am Leben gewesen sein.

Zwei weiße Kaninchen sitzen in einem rosa Käfig vor einer zerstörten Landschaft.
Rabbits are seen in a cage, which is placed by authority as a test of the living conditions near the site of last week's blasts at Binhai new district in Tianjin, China, August 19, 2015. According to local media, the animals were alive after being placed near the blasts site for two hours. Four new fires have broken out at the site where two huge blasts last week killed 116 people, Chinese state media reported Friday soon after officials said safety hazards were found at almost 70 percent of firms handling dangerous chemicals in Beijing. Picture taken August 19, 2015. REUTERS/Stringer CHINA OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN CHINA TPX IMAGES OF THE DAY

Alle Toten identifiziert

Schwelbrände erschweren unterdessen nach wie vor die Suche nach 60 noch vermissten Opfern. Vier Brände flammten allein am Freitag auf, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Die Zahl der bestätigten Toten stieg auf 116.

Alle 116 Toten sind nach amtlichen Angaben anhand von Erbgut-Analysen identifiziert, darunter waren 65 Feuerwehrleute und sieben Polizisten. Unter den Vermissten sind außerdem 39 Brandbekämpfer und vier Polizeibeamte. In dem Hafenlager mit gefährlichen Chemikalien war es am 12. August nach einem Brand zu heftigen Explosionen gekommen, die in einem weiten Umkreis Verwüstungen anrichteten. Etwa 700 Personen wurden verletzt.

Zwei Arbeiter in Schutzanzügen sprühen Wasser auf Tanks in einer Industrieanlage.
Firefighters in protection suits attend an anti-chemical drill next to storage tanks of liquefied petroleum gas, at a factory in Haikou, Hainan province, China, August 21, 2015. Nationwide inspections of facilities handling dangerous chemicals and explosives were ordered by China's State Council after the blasts at Tianjin port that killed at least 116 people last week. REUTERS/Stringer CHINA OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN CHINA.

Sicherheitsinspektionen angeordnet

Als Reaktion auf die Katastrophe wurden landesweit Sicherheitsinspektionen angeordnet, die reihenweise Mängel aufdeckten. Allein in der Hauptstadt Peking wurden bei 85 von 124 untersuchten Unternehmen, die mit giftigen oder explosiven Chemikalien umgehen, Gefahren entdeckt, wie Xinhua schrieb. Die Behörden schlossen zwei Unternehmen. Aus Sicherheitsgründen vor der Samstag beginnenden Leichtathletik-Weltmeisterschaft und der Militärparade zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Asien am 3. September haben in Peking ohnehin alle Unternehmen, die giftige Chemikalien oder Explosivstoffe produzieren oder damit umgehen, vom 17. August bis 6. September den Betrieb einstellen müssen.

Video der Explosionen

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