Testmarathon: Chinas Schüler zu Höchstleistungen gedrillt

Ein Schüler schläft erschöpft auf einem Schreibtisch, der mit Papierstapeln bedeckt ist.
Gaokao gilt als der härteste Aufnahmetest der Welt. Für Millionen Schüler geht es um alles oder nichts.

Für Millionen chinesischer Schüler hat mit dem heutigen Tag die Horror-Saison begonnen: Gaokao. Es ist der härteste Uni-Aufnahmetest der Welt, neun Millionen Schüler treten unter enormem Druck an, um ihr Schicksal zu entscheiden. Zwei Tag dauert der Testmarathon, bei dem sich herausstellt, an welcher Universität sich die Schüler bewerben können.

Eine Menschenmenge blickt in die gleiche Richtung und hält ihre Handys hoch.
Nervous parents wait outside a school where their children were sitting a university entrance exam in Beijing on June 7, 2016. Millions of children across China began sitting the annual two-day "gaokao" university entrance exams on June 7. The exams are a national obsession which decides the fates of millions. / AFP PHOTO / GREG BAKER
Zwar beginnen mittlerweile 75 Prozent eines Jahrgangs in China ein Studium. Die Qualität der Hochschulen klafft aber weit auseinander. Nur wer im Gaokao Höchstleistungen erbringt, dem wird der Weg an eine der Top-Unis des Landes geebnet. Der Gaokao ist nicht nur berühmt für seine Härte, sondern auch für Schummeleien. Noch schärfer als sonst wollen Behörden gegen Betrugsversuche vorgehen. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua kündigte gar den "strengsten Gaokao der Geschichte" an. Erstmals kommen in den Testzentren landesweit Fingerabdruck - oder Gesichts-Scanner zum Einsatz. Auch gegen Hightech-Tricksereien wird noch schärfer vorgegangen. Die Kreativität von Schülern und Eltern kannte hier in der Vergangenheit kaum Grenzen: In Kugelschreibern wurden Mini-Sender versteckt, Trinkflaschen mit winzigen Kameras ausgestattet und drahtlose Funkgeräte als Ohrstöpsel getarnt.
Eine Menschenmenge versammelt sich unter einem roten Banner mit chinesischen Schriftzeichen.
Nervous parents wait outside a school where their children were sitting a university entrance exam in Beijing on June 7, 2016. Millions of children across China began sitting the annual two-day "gaokao" university entrance exams on June 7. The exams are a national obsession which decides the fates of millions. / AFP PHOTO / GREG BAKER
Die Behörden antworten mit Drohnen, die Funksignale und deren Quelle aus der Luft erkennen können. Auch der Einsatz von Metalldetektoren und Kameras, die selbst den Weg bis zur Toilette filmen, wird ausgeweitet. Besonderen Schutz genießen nun auch die Testbögen: Die Fahrzeuge, in denen sie transportiert werden, sind mit GPS-Empfänger ausgestattet, damit sie nicht von der geplanten Route abweichen. Erstmals gelten Täuschungsversuche nach chinesischem Gesetz zudem als "kriminelle Handlungen", die mit Gefängnis bestraft werden können.

Medikamente

Doch Schummeleien sind nicht der einzige Weg, mit denen die Jugendlichen und ihre Eltern versuchen, sich Vorteile zu verschaffen. Die staatliche Zeitung Global Times warnte, Schülern keine angeblich konzentrationsfördernden Substanzen wie Ritalin zu verabreichen. Der Einsatz solcher Medikamente nehme ständig zu. Bereits vor vier Jahren machte eine Schule in Zentralchina Schlagzeilen, weil sich eine ganze Klasse kollektiv per Tropf Aminosäuren verabreichen ließ, um so besser lernen zu können.

Größtes Aufregerthema in diesem Jahr ist eine Gesetzesänderung bei der Studienplatzvergabe: In den ostchinesischen Provinzen Hubei und Jiangsu gehen wütende Eltern auf die Straße. Sie protestierten gegen Pläne der Regierung, wonach in ihren Provinzen deutlich mehr Studienplätze an ärmere Studenten aus dem Westen des Landes vergeben werden sollen. Die besorgten Demonstranten fürchten zusätzlichen Wettbewerb für den eigenen Nachwuchs.

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