Terror in Tunesien: Zweites deutsches Todesopfer

Zwei Frauen trauern an einem Blumenmonument am Strand, während eine ältere Frau im Badeanzug daneben steht.
Nach dem Anschlag in Sousse gibt es ein zweites Opfer aus Deutschland. Cameron warnt vor weiteren Anschlägen.

Nach dem blutigen Terroranschlag in Tunesien gibt es ein zweites deutsches Todesopfer. Dies teilte das deutsche Auswärtige Amt nach der Identifizierung weiterer Leichen am Montag mit. Ein Attentäter hatte am Freitag bei dem Angriff auf ein Strandhotel bei der tunesischen Stadt Sousse 38 Menschen erschossen, bevor er selbst getötet wurde.

Bei dem Anschlag sind laut einem Medienbericht womöglich mindestens 30 Briten getötet worden. Die Opferbilanz werde auf mindestens 30 Briten steigen, berichtete der britische Sender BBC am Montag sowie die Nachrichtenagentur PA. Das britische Außenministerium wollte sich zunächst nicht zu den Berichten äußern. Die Regierung hatte zuvor von mindestens 15 getöteten Briten gesprochen. Dies sei die höchste Zahl britischer Anschlagsopfer seit den Anschlägen in London vom Juli 2005. Damals wurden 52 Menschen getötet.

Nach bisherigen Erkenntnissen handelte es sich bei dem Täter um einen 24-jährigen Studenten der Universität in Kairouan, einer Hochburg von Salafisten. Er hatte das Strandhotel "Imperial Marhaba" in dem Mittelmeerort Sousse überfallen und am belebten Strand das Feuer eröffnet. Zu dem Anschlag bekannten sich Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in einer nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung.

Nach dem Anschlag auf ein Hotel in Tunesien mit 38 Toten hat die Regierung Festnahmen bekannt gegeben. Eine "erste Gruppe" sei gefasst worden, "eine bedeutende Anzahl von Menschen aus dem Netzwerk", das hinter dem Täter gestanden habe, sagte der tunesische Innenminister Najem Gharsalli am Montag in Sousse bei einer Pressekonferenz mit seinen Kollegen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien.

"Nicht dazu erzogen, dass er Menschen tötet"

Der Vater des Attentäters distanzierte sich von seinem Sohn. "Nur Gott weiß, was meinen Sohn zu dieser Tat gebracht hat. Ich habe meinen Sohn nicht so erzogen. Nicht dazu erzogen, dass er Menschen tötet", sagte der in der nordtunesischen Stadt Gaafour lebende Mann in den ARD- Tagesthemen. Er sehe die Bilder der Opfer vor seinen Augen und könne nicht nachvollziehen, wie sein Sohn unschuldige Menschen habe töten können. "Irgendwelche Leute müssen meinen Sohn indoktriniert haben, dass er so etwas tut." Er habe keine Anzeichen für extremistisches Verhalten gezeigt.

Nach Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums konnten bis zum Sonntag 18 Opfer identifiziert werden. Die meisten Toten stammen demnach aus Großbritannien. Das Ministerium hatte von 14 getöteten Briten gesprochen. Zu den Opfern zählen auch ein Ire, ein Portugiese und ein Belgier sowie zwei Deutsche. Österreicher sind laut Außenministerium nicht unter den Opfern.

Am Montag will die britische Innenministerin Theresa May ebenso wie ihr deutscher Amtskollege Thomas de Maizière Tunesien besuchen.

Cameron warnt vor "schrecklichen" IS-Taten

Unterdessen hat der britische Premierminister David Cameron seine Landsleute nach dem Anschlag auf Touristen in Tunesien vor Angriffen der Extremistenorganisation dem IS gewarnt. Es gebe IS-Anhänger im Irak und in Syrien, die in Großbritannien und anderswo schreckliche Taten verüben wollten, sagte Cameron am Montag in London. In Großbritannien gilt die zweithöchste Terrorwarnstufe.

Demnach wird davon ausgegangen, dass ein Anschlag höchstwahrscheinlich ist. Die Polizei des Landes hat nach eigenen Angaben den größten Anti-Terror-Einsatz seit einem Jahrzehnt gestartet.

"Es handelt sich um eine existenzielle Bedrohung, denn was hier geschieht, ist die Perversion einer großen Religion", sagte Cameron dem Sender BBC. Der erschaffene "giftige Todeskult" verführe zu viele junge Köpfe. So lange der IS im Irak und in Syrien existiere, würden Briten bedroht sein.

Weiterführender Link: Leere an tunesischen Stränden

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