Anschlag auf Gasfabrik: Mutmaßlicher Islamist gefasst

Bei einem offensichtlich islamistischen Terroranschlag in einer Fabrik in Frankreich sind am Freitag ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt worden. Ein Mann wurde verhaftet. Das bestätigte Frankreichs Präsident Francois Hollande. Bei dem Verhafteten soll es sich um einen 30-Jährigen handeln, der bereits im Visier des Inlandsgeheimdiensts DGSI gewesen sein soll.
Auch die Ehefrau des mutmaßlichen Täters wurde unterdessen festgenommen, die Wohnung des Paares wurde durchsucht. Vor ihrer Festnahme hatte die Ehefrau noch dem Radiosender Europe 1 ein Interview gegeben. "Ich weiß nicht, was gerade passiert", sagte sie dabei. Ihr Ehemann sei in der Früh wie jeden Tag zur Arbeit aufgebrochen. "Wir sind normale Muslime (...). Wir haben drei Kinder, ein normales Familienleben."
Arbeitgeber enthauptet
Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen hat der Attentäter vor dem Anschlag womöglich seinen Arbeitgeber enthauptet. Der am Anschlagsort gefundene Leichnam sei der des Chefs eines Unternehmens aus der Region, in dem der Verdächtige angestellt war.
Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen, wie der später festgenommene Angreifer den Kopf am Zaun anbringt. Daneben hängen islamistische Flaggen. Anschließend rammt der 35-Jährige mit seinem Fahrzeug auf dem Gelände abgestellte Gasflaschen und löst so eine Explosion aus. Er rennt dann auf ein Gebäude zu und hantiert mit weiteren Gasflaschen - offenbar, um eine weitere Explosion herbeizuführen. Herbeigeeilte Feuerwehrleute können den Mann, der sie mit "Allahu Akbar"- Rufen empfängt, aber überwältigen und festhalten, bis die Polizei kommt.
Das Attentat ereignete sich am Gelände der Firma Air Products in Saint-Quentin-Fallavier nicht weit von der Großstadt Lyon im südöstlichen Zentralfrankreich. Kurz vor 10.00 Uhr soll ein Pkw mit zwei Personen auf das Gelände gefahren sein und auf dem Werksgelände lagernde Gasflaschen gerammt haben.

Hollande: "Attacke terroristischer Natur"
Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Brüssel bestätigte Frankreichs Präsident Hollande, dass es bei der "Attacke terroristischer Natur" einen Toten und zwei Verletzte gegeben habe. Er sprach den Opfern und deren Angehörigen sein Beileid aus und kündigte an, dass sich die französische Gesellschaft von derartigen Anschlägen nicht spalten lassen werde: "Wir müssen jetzt vorbeugen und uns nicht der Angst hingeben. Wir dürfen uns nicht teilen lassen und die französische Bevölkerung schützen und diejenigen suchen, die für diese Tat verantwortlich sind."
Es gebe Verbindungen zur radikalislamischen Salafisten-Bewegung, sagte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve am Freitag nach dem Attentat auf ein Werk für Industriegase in Saint-Quentin Fallavier bei Lyon.
Zu dem nicht vorbestraften Mann sei 2006 eine Akte angelegt worden, sagte der Innenminister. Dies Verfahren sei 2008 nicht fortgesetzt worden. Der Mann war nicht vorbestraft, er sei aber in der Vergangenheit vom Staatsschutz überwacht worden, weil die Gefahr einer Radikalisierung bestanden habe.
Erhöhte Sicherheitsstufe
Air Products stellt unter anderem Gasflaschen und Raketentreibstoff her.
Air-Products-Chef Seifi Ghasemi stammt aus dem Iran. Das überwiegend schiitische Land ist ein erklärter Gegner der Extremistenorganisation "Islamischen Staat" (IS), die von sunnitischen Strömungen dominiert wird. Frankreich, das sich an dem Kampf gegen den IS im Irak beteiligt, gilt aber bereits seit langem insgesamt als Anschlagsziel der Extremisten. Laut Ministerpräsident Manuel Valls wurden allein seit den Pariser Anschlägen im Jänner bis April fünf weitere vereitelt.
Nach Angaben von Le Dauphine schlossen die Behörden weitere Attacken nicht aus, darum befänden sich die Sicherheitskräfte im Großeinsatz. Auch Cazeneuve war am Weg zum Ort des Anschlags. Die Umgebung wurde von Sicherheitskräften abgeriegelt. Frankreichs Premier Manuel Valls hat eine erhöhte Sicherheitsstufe für sensible Anlagen in der Region angeordnet. Le Dauphine veröffentlichte ein Video vom Anschlagsort (hier).
In Frankreich waren im Jänner bei einer islamistischen Anschlagsserie auf die Satirezeitung Charlie Hebdo und auf einen jüdischen Supermarkt insgesamt 17 Menschen getötet worden.
Weiterführender Link: Reaktionen auf den Terroranschlag nahe Lyon
Als Reaktion auf den Terroranschlag in Frankreich hat Israels Einwanderungsminister die französischen Juden dazu aufgerufen, nach Israel zu immigrieren. "Der Antisemitismus wächst, der Terrorismus greift um sich und Berichten zufolge mordet der Islamische Staat (IS) mitten am Tag", sagte Zeev Elkin israelischen Medien zufolge am Freitag.
"Wir sind darauf vorbereitet, unsere Arme für die Juden Frankreichs zu öffnen", sagte der Minister. Anfang Jänner waren bei einer islamistischen Anschlagsserie in Paris mehrere Juden getötet worden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte die Gemeinde daraufhin aufgefordert, nach Israel zu kommen. 2014 waren 7.000 Juden von Frankreich nach Israel ausgewandert - mehr als doppelt so viele wie noch 2013.
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