Streit um Katzen-Kolonie

Ob auf Kalendern, Postkarten oder Lesezeichen verewigt, die legendären Katzen vom Torre Argentina sind längst zum begehrten Souvenir aus Rom geworden. Derzeit leben etwa 400 Samtpfoten in den antiken Ruinen im Herzen der Ewigen Stadt. Sie rekeln sich in der Sonne, posieren auf Säulenresten und streifen durch das Gelände. Die Vierbeiner genießen die Streicheleinheiten der vielen Touristen, die die Treppen zur Katzenkolonie hinuntersteigen. Nun ist das vor 20 Jahren gegründete Katzenheim zur Zielscheibe der Denkmalschützer geworden.
Weniger Streuner
Die Katzenfreunde hatten ohne Baugenehmigung im Inneren eines bedeutenden Tempels Räume zu Verpflegung der Vierbeiner errichtet. In der improvisierten Tierkrankenstation werden ausgesetzte und kranke Felltiger gepflegt. Viele
Katzen sind verletzt oder brauchen eine Sonderbetreuung. In den vergangenen zehn Jahren wurden zudem 27.000 Katzen kastriert. Die Zahl der Streuner hat sich dadurch stark reduziert.
„Wir fordern von der Stadtverwaltung die Räumung aller illegalen Bauerrichtungen“, erklärt die Archäologin Mariarosaria Barbera. Die Ruinen der republikanischen Tempelanlage, wo Julius Cäsar ermordet wurde, zählen zu den ältesten antiken Monumenten in Rom. Laut Experten muss die bedeutende archäologische Stätte dringend renoviert werden.
Roms Bürgermeister Gianni Alemanno will von der Delogierung des Katzenheims bis jetzt jedoch nichts wissen: „Mein Kater Certosino und ich stehen auf der Seite der Katzen von Rom. Und wehe, jemand tut ihnen etwas zuleide.“
Micaela Taroni hilft seit Jahren ehrenamtlich an Wochenenden im Katzenheim aus. „Es heißt, die Katzen dürfen bleiben, aber
nicht das Katzenheim. Das ist absurd, denn wenn nicht die ehrenamtliche Organisation dahintersteht, können die Katzen schwer überleben“, fürchtet Taroni im Gespräch mit dem KURIER. Das Gelände sei lange vernachlässigt gewesen; erst als die Katzenhelfer kamen, sei Leben eingekehrt, sagt sie. Die Leiterinnen des privat finanzierten Katzenheimes drängen auf ein neues Hauptquartier nahe des archäologischen Geländes und betonen: „Wir wollen unsere Katzen nicht alleinelassen.“
Die Samtpfoten vom Torre Argentina sind jedenfalls eine Touristenattraktion. „Allein deshalb sollte die Gemeinde das Projekt fördern, anstatt es zu boykottieren. Viele Besucher kommen extra wegen der Katzen nach Rom. Auch einige Österreicher haben Katzen von hier adoptiert“, erzählt Micaela Taroni.
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