Smog: In Peking herrscht höchste Alarmstufe

Ein Kind mit Atemschutzmaske geht in Peking an der Hand eines Erwachsenen über eine Straße.
Nie zuvor wurde Alarmstufe "Rot" verhängt. Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen.

Zum ersten Mal haben die Behörden in Peking wegen der schlimmen Luftverschmutzung die höchste Alarmstufe "Rot" ausgerufen. Damit gelten von Dienstagmorgen bis Donnerstagmittag weitreichende Fahrbeschränkungen. Einige Fabriken müssen die Produktion herunterfahren oder stoppen. Schulen wurden angewiesen, den Unterricht ausfallen zu lassen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Es ist der erste "rote" Alarm seit der Einführung der vierstufigen Gefahrenskala 2013. Er soll bis Donnerstag gelten, wenn günstige Wetterbedingungen nach den Erwartungen der Pekinger Wetterexperten den Smog wieder wegblasen dürften. Die Belastung mit dem gefährlichen Feinstaub mit weniger als 2,5 Mikrometer (PM 2,5) Durchmesser war am Montag nach offiziellen chinesischen Angaben auf 242 geklettert, was als "stark verschmutzt" beschrieben wurde.

"Sehr ungesund"

Der Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation ( WHO) wurde damit um das Zehnfache überschritten. Auch die US-Botschaft, die eigene Messungen vornimmt, warnte vor "sehr ungesunder" Luft.

Schon am Vortag war die Schadstoffbelastung wieder angestiegen. Die hohen Werte folgten auf den bisher schlimmsten Smog dieses Jahres vor einer Woche, als sogar Werte für die tückischen Feinpartikel von rund 600 erreicht wurden. Die winzigen Teile können direkt ins Blut gehen und Krebs auslösen.

Ein Mann mit Maske steht nachts auf einer Brücke in einer Stadt.
A man adjusts his protective mask amid the heavy smog in Beijing, China December 7, 2015. China's capital on Monday issued its first ever "red alert" for pollution, as the city government warned that Beijing would be shrouded in heavy smog from Tuesday until Thursday. REUTERS/Jason Lee
Dass vor einer Woche trotz der extremen Werte und fünf Tage andauernden Smogs nur die zweithöchste Alarmstufe "Orange" ausgerufen worden war, hatte heftige Kritik in der Bevölkerung ausgelöst. Es gab großen Unmut über die Untätigkeit der Behörden, was möglicherweise die diesmal schnellere Reaktion erklärt.

Dahinter steckt offenbar ein grundlegender Wandel in der offiziellen Politik, weil Smog-Werte von 200 oder 300 im Winter häufig erreicht werden, ohne dass bisher etwas getan wurde. Alarmstufe "Rot" muss eigentlich ausgerufen werden, wenn drei Tage Smog erwartet wird.

Mit den Fahrbeschränkungen dürfen Autos je nach Nummernschild abwechselnd nur an geraden oder ungeraden Tagen fahren. Auch 30 Prozent der Behördenautos müssen der Regelung folgen. Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen. Auch müssen Arbeiten auf offenen Baustellen eingestellt werden. Welche Industriebetriebe die Produktion einstellen oder herunterfahren müssen, blieb unklar.

Luftaufnahme einer dicht bebauten Stadt unter einer Dunstglocke.
epa05057804 A picture made available on 07 December 2015, shows an aerial view of Taipei city capital covered with smog, Taiwan, 01 December 2015. According to news reports, for the past two months Taiwan has suffered from serious air pollution with levels of fine particulate matter smaller than 2.5 micrometers (PM2.5) recorded at air quality monitoring stations in central and southern of Taiwan, that reached hazardous levels several times during the two months test period. EPA/RITCHIE B. TONGO
In China kostet die schlimme Luftverschmutzung jeden Tag mehr als 4000 Menschen das Leben. 38 Prozent des Milliardenvolkes atmen - gemessen an US-Standards - im Durchschnitt "ungesunde" Luft ein, ergab eine US-Studie. Dies verursache in China pro Jahr schätzungsweise 1,6 Millionen Todesfälle.

In Indiens Hauptstadt Neu Delhi lagen die von der US-Botschaft gemessenen Werte am Montag ähnlich hoch wie in Peking: Der Wert kletterte auf "sehr ungesunde" 263 Punkte. Trotzdem gelten in Indien noch keine Fahrverbote oder sonstige Restriktionen.

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