Sean Penn, auf einen Schluck Tequila mit "El Chapo"

Sean Penn mit Sonnenbrille und Schnurrbart blickt in die Kamera.
Konspiratives Treffen im Dschungel zwischen Drogenboss und Hollywood-Star drei Monate vor Festnahme.

In der Hollywood-reifen Saga um Mexikos mächtigsten Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman ist eine spektakuläre Episode hinzugekommen: Drei Monate, bevor der Verbrecher vom Militär geschnappt wurde, empfing er Schauspieler Sean Penn im Dschungel und trank einen Tequila mit ihm; der Drogenboss hoffte wohl auf einen Film über sein Leben. Aber das Treffen half den Fahndern offenbar, Guzman zu orten.

"Rolling Stone" berichtet über Einzelheiten

Joaquín „El Chapo“ Guzmán wird von mexikanischen Soldaten abgeführt.
Drug kingpin Joaquin "El Chapo" Guzman is escorted into a helicopter at Mexico City's airport on January 8, 2016 following his recapture during an intense military operation in Los Mochis, in Sinaloa State. Mexican marines recaptured fugitive drug kingpin Joaquin "El Chapo" Guzman on Friday in the northwest of the country, six months after his spectacular prison break embarrassed authorities. AFP PHOTO / OMAR TORRES / AFP / OMAR TORRES
Das US-Magazin " Rolling Stone" berichtete am Samstag in allen Einzelheiten über das konspirative Treffen im Dschungel, dem monatelange Geheimverhandlungen vorausgegangen waren. Bei dem Treffen sagte Guzman dem Bericht zufolge zu, Fragen vor der Kamera zu beantworten - was dann aber nicht zustande kam. Am Freitag wurde der 58-Jährige von den mexikanischen Fahndern gefasst.

Penn schrieb im " Rolling Stone", er habe sich am 2. Oktober sieben Stunden lang mit Guzman in einer Dschungellichtung getroffen. Das Magazin druckte ein Foto, auf dem Penn dem Drogenboss die Hand gibt. "Er hat mich in eine kumpelhafte Umarmung gezogen, mir in die Augen geschaut und eine lange spanische Begrüßung gesprochen", erinnert sich Penn.

Mit Verbrechen geprahlt

Und zwischen zwei Schlucken Tequila habe "El Chapo" mit seinen Verbrechen geprahlt: "Ich liefere mehr Heroin, Methamphetamin, Kokain und Marihuana als irgendjemand sonst in der Welt", gab ihn Penn wieder. "Ich habe eine Flotte aus U-Booten, Flugzeugen, Lastwagen und Schiffen."

Bei der Begegnung sagte Guzman Penn zu, auch vor der Kamera zu sprechen. Zu einem weiteren Treffen kam es nicht, aber der Drogenboss übermittelte dem Schauspieler ein Video mit Antworten auf dessen Fragen. Ausschnitte davon zeigte der " Rolling Stone" auf seiner Website. Darin ist der 58-Jährige ohne seinen Schnauzbart zu sehen, in einem blau gemusterten Hemd vor einem Pritschenwagen, im Hintergrund kräht ein Hahn.

"Es ist eine Realität, dass Drogen zerstören", sagt er auf Spanisch. "Leider gab es dort, wo ich aufgewachsen bin, keine andere Möglichkeit zu überleben - und es gibt sie noch immer nicht." Schuldbewusstsein über das durch seine Drogen hervorgerufene Elend zeigt er nicht. "An dem Tag, an dem ich nicht mehr existiere, wird das absolut nicht weniger werden."

Behörden waren ihm auf der Spur

Mexikos Generalstaatsanwältin Arely Gomez hatte am Freitag berichtet, die Behörden seien über Treffen Guzmans mit Regisseuren und Schauspielern im Bilde gewesen. Der Drogenboss habe offenbar gehofft, es werde ein Film über ihn gedreht. Nach Angaben eines mexikanischen Regierungsmitarbeiters soll die Dschungel-Begegnung den Fahndern geholfen haben, Guzman zu orten.

Tatsächlich hatte Guzman wenige Tage nach dem Treffen in einer SMS geschrieben, er sei bei einem Militäreinsatz nur knapp entkommen.

Auch wenn den Fahndern die Begegnung also nicht entging, so dauerte es doch mehr als drei weitere Monate, um den Verbrecher, der zahllose Gegner "beseitigt" haben soll, am Freitag zu ergreifen. Und auch das erst nach einer tödlichen Jagd. Bei der Razzia in seinem Anwesen in der Küstenstadt Los Mochis im Staat Sinaloa - dessen gleichnamiges Kartell "El Chapo" führte - töteten Spezialkräfte fünf Leibwächter.

Mit seinem Sicherheitschef flüchtete Guzman durch einen Abwasserkanal, schlüpfte durch einen geöffneten Gully und schaffte es noch, ein Auto zu stehlen, bevor er schließlich doch noch von Soldaten gestellt wurde.

Die allerletzte Flucht?

Diesmal soll es seine letzte Flucht gewesen sein. Der Drogenboss war schon mehrfach wieder entkommen - zuletzt im Juli: Unter der Dusche in seiner Zelle im vermeintlichen Hochsicherheitsgefängnis Altiplano war ein 1,5 Kilometer langer Tunnel gegraben worden, durch den er eines Tages einfach davon spazierte.

Bisher weigerten sich die mexikanischen Regierungen, "El Chapo" an die USA auszuliefern, wo er wegen Drogenhandels angeklagt werden soll. Am Samstag kündigte die Regierung in Mexiko-Stadt nun aber an, die Auslieferung vorzubereiten - um den Staatsfeind Nummer eins loszuwerden.

Kommentare