Schönborn: "Großes Ja zur Familie"

Eine Versammlung von Bischöfen in ihren traditionellen violetten Scheitelkäppchen bei einer Konferenz.
Wer große Reformen zu Scheidung und Homosexualität erwartet hat, wurde enttäuscht.

178 Synodenväter stimmten am Samstag für mehr Offenheit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, 80 dagegen. Damit wurde die notwendige qualifizierende Zwei-Drittel-Mehrheit von 177 Stimmen ganz knapp erreicht. Eine größere Zustimmung gab es für die Aussage, Wiederverheiratete müssten besser in die Kirche integriert werden.Man müsse die jeweiligen Einzelfälle und Umstände beurteilen, heißt es im entsprechenden Abschnitt des am Samstag veröffentlichten Abschlussdokumentes. Es sei Aufgabe der einzelnen Priester zu entscheiden. Das Wort "Kommunion", von der wiederverheiratete Geschiedene bisher ausgeschlossen sind, taucht in der Textpassage aber nicht auf.

Als "ein großes Ja zur Familie" fasste Kardinal Christoph Schönborn die Essenz der dreiwöchigen Weltbischofssynode zusammen, die heute, Sonntag, im Vatikan zu Ende ging. Die Familie sei das sicherste Netz in Zeiten der Krisen und sie ist das Leben von Mann und Frau, die treu zusammenleben und Kinder bekommen, so Schönborns Definition. Dabei seien auch erweiterte Familien nicht ausgeschlossen, aber der Kern blieben Mann und Frau.

Viel Interesse erregte, laut Schönborn die Situation der wiederverheirateten Geschiedenen. Zentral dabei sei, so Schönborn: "Es gibt weder Schwarz oder Weiß, oder ein einfaches Ja oder Nein."

"Ihr werdet nicht viel über Homosexualität im Dokument finden", erklärte Schönborn. "Wir behandelten das Thema im Hinblick eines Onkels, Bruders, Familienmitgliedes und wie wir als Christen damit umgehen", so Schönborn. Das Thema Homosexualität sei aufgrund zu großer sozialer und kultureller Unterschiede in den verschiedenen Ländern zu heikel, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

Kardinal Christoph Schönborn bezeichnete die Debatten als "die bei Weitem beste und offenste Synode, die ich erlebt habe". Alle Teilnehmer konnten sich in Ruhe ausdrücken: "In der 50-jährigen Geschichte der Synode ist dies ein großes Resultat", so Schönborn.

Störmanöver

Begleitet war die Synode von einigen Störmanövern. Zuletzt wurden Gerüchte über den Gesundheitszustand des Papstes gestreut. "Wer Zweifel an der Gesundheit des Papstes anmeldet, hat in Wirklichkeit andere Motive", betonte der deutsche Kardinal Walter Kasper. "Manche Personen sind nervös angesichts des zu erwartenden Ergebnisses der Synode, außerhalb wie innerhalb. Übrigens passt dieser Papst einigen nicht, das scheint mir offensichtlich."

Die Bewegung "Wir sind Kirche" zeigte sich enttäuscht, dass es zu keinen konkreten Reformen kam. Auf dem Weg zu konkreten Lösungen – etwa im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder im Umgang mit Homosexuellen – so die Kritik, sei sehr wenig erreicht worden. Es sei allerdings Verdienst der Synode, Familien in den Blick zu nehmen und zu zeigen, wie das Ehe- und Familienbild in verschiedenen Teilen der Welt ist. Das Treffen hätte die Unterschiede der Probleme der Kirche auf der Welt deutlich gemacht. Es sei Aufgabe der Bischöfe – so die Forderung von "Wir sind Kirche" – Papst Franziskus nicht im Regen stehen zu lassen. Das letzte Wort hat aber der Papst. Einzig er wird entscheiden, wann und in welchem Ausmaß das Arbeitspapier veröffentlicht wird.

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