Schäuble holte seinen Attentäter selbst ins Land

"Vergolten hat er‘s mir nicht so recht", wird Deutschlands mächtiger Finanzminister Wolfgang Schäuble von der Bild zitiert. Den Humor hat sich der Politiker stets behalten - auch nach dem Attentat im Jahr 1990; seitdem ist der begeisterte Hobbysportler Schäuble auf den Gebrauch eines Rollstuhls angewiesen. Nicht vergolten wurde ihm ein Dienst am Bürger: Schäuble hatte sich Jahre zuvor als Kanzleramtsminister dafür eingesetzt, dass der geistig verwirrte Mann aus einem ausländischen Gefängnis nach Deutschland überführt werden konnte. Er habe damals die Familie gekannt, sagte er beim Düsseldorfer "Ständehaustreff" am Montag.
Das Attentat hatte die Republik in Schockstarre versetzt. Schäuble war schon damals eine wichtige Figur in der CDU, zu dem Zeitpunkt Bundesinnenminister. Am 12. Oktober besuchte er im badischen Oppenau eine Wahlkampfveranstaltung im mit Menschen gefüllten "Gasthof Brauerei Bruder". Der damals 37-jährige Attentäter kam auf Schäuble zu und feuerte aus nächster Nähe drei Kugeln ab. Zwei davon trafen den Minister in Rücken und Hals, die dritte traf Schäubles Leibwächter - dieser rettete ihm damit vermutlich das Leben. Schäuble sank zu Boden und sagte: "Ich spüre meine Beine nicht mehr" - der damals 48-Jährige blieb querschnittgelähmt.
Der Täter stammte wie sein Opfer aus der Region, er war bereits vor dem Attentat in psychologischer Behandlung. Im Mai 1991 wurde er in Offenburg wegen des Schäuble-Attentats verurteilt. Weil das Gericht bei dem Mann einen Verfolgungswahn feststellte, wurde er in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingewiesen. Schäuble hat er später in Briefen und in einem Radiointerview um Entschuldigung gebeten. Noch heute ist er in Behandlung.
Der Leibwächter starb 2004 im Alter von 42 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.
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