Schäuble: "Alle Menschen sind behindert"

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat mit dem Magazin Capital außergewöhnlich offen über seine Behinderung gesprochen. Schäuble war am 12. Oktober 1990 von einem Attentäter mit drei Schüssen lebensgefährlich verletzt worden; seitdem ist er vom dritten Brustwirbel abwärts gelähmt.
"Mich hat der Rollstuhl weder härter noch verbitterter gemacht", sagte der 70-Jährige in dem Interview. "Er hat mich auch nicht zu einem besseren Menschen gemacht." Im Rollstuhl zu sitzen sei kein "moralischer Qualitätsvorsprung": "Ich sage gelegentlich zu anderen Behinderten: ,Alle Menschen sind behindert – aber wir wissen es wenigstens.""
Darauf angesprochen, dass er sich im Bundestag immer wieder über Fotografen geärgert habe, sagte Schäuble: "Der Weg über die Rampe ist anstrengend. Das gibt immer blöde Bilder, weil man die Anstrengung sieht, und dann heißt es wieder: Oh Mann, was hat der Schäuble es schwer." Normalerweise schütze ihn ein Polizist davor, beim Hinauffahren auf die Rampe fotografiert zu werden. "Wenn trotzdem einer die Kamera draufhält, kann ich schon mal unfreundlich werden – die Bilder sind unsäglich blöd", so Schäuble zu Capital.
Über Abendempfänge sagte der 70-Jährige: "Es gibt für Rollstuhlfahrer wirklich bessere Situationen, als sich mit anderen Leuten um das Büffett zu drängen, dann vielleicht auch noch von oben vollgekrümelt zu werden." Ebenso anstrengend sei es, "bei einem Stehempfang immer den Kopf nach oben und hinten zu verdrehen". Aber: "Furchtbar viel verpasst man nicht, wenn man zu Hause bleibt."
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