Überraschender Freispruch für Silvio Berlusconi

Eine überraschende Wende hat der mit Spannung verfolgte Ruby-Prozess am Freitag für Ex-Premier Silvio Berlusconi genommen. Nach vierstündiger Beratung haben die drei Berufungsrichter in Mailand auf Freispruch plädiert. Sie haben entgegen aller Erwartungen das erstinstanzliche Urteil gekippt, mit dem der 77-jährige Medienzar im Juni 2013 zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war.
Laut den Mailänder Richtern liegt kein Grund für eine strafbare Handlung vor. Berlusconi sei weder für Amtsmissbrauch noch für Sex mit der minderjährigen marokkanischen Nachtklubtänzerin Karima E., alias "Ruby Herzensbrecherin", verantwortlich. Berlusconis Anwalt Franco Coppi jubelte: "Unsere positivsten Erwartungen wurden übertroffen, auch wenn dieser Prozess nur mit einem absoluten Freispruch enden konnte."
Berlusconi wurde in dem bekannten "Ruby-Gate" vorgeworfen, er hätte unter Vortäuschung falscher Tatsachen im Jahr 2011 die Freilassung der wegen Diebstahls inhaftierten Ruby, die regelmäßig in seiner Villa Arcore zu Gast war, erwirkt. Bei den "Bunga-Bunga-Partys" soll der 77-Jährige Sex mit der damals minderjährigen Prostituierten gehabt haben. Ruby hatte stets jeden sexuellen Kontakt mit Berlusconi abgestritten.

Seit zweieinhalb Monaten leistet Berlusconi als alternative Strafmaßnahme einmal wöchentlich Sozialdienst. Der Ex-Cavaliere ist seit August 2013 wegen Steuerbetrugs rechtskräftig verurteilt; nach dem Ausschluss aus dem Senat hat er seine Immunität vor Strafverfolgung verloren. Aufgrund seines Alters musste er jedoch nicht mehr ins Gefängnis. Stattdessen steht er noch bis Jahresende unter Hausarrest.
Neuer Prozess
Silvio Berlusconis Probleme mit der Richterschaft, die der vierfache frühere Regierungschef stets als "unverantwortlich und voreingenommen" abgetan hat, sind noch nicht gänzlich ausgeräumt: Denn Staatsanwälte in Bari wollen im November einen neuen Prozess gegen Berlusconi eröffnen – erneut in Zusammenhang mit einem Callgirl-Skandal. Berlusconi wird verdächtigt, dem Unternehmer Giampaolo Tarantini 850.000 Euro für Falschaussagen über seine Beziehungen zu Prostituierten gezahlt zu haben.
Berlusconis Probleme mit der Justiz:
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