Roms Bürgermeister tritt zurück

Ignazio Marino trat zurück, nachdem er den Rückhalt seiner Demokratischen Partei verloren hatte
Ignazio Marino wurde nach zwei Jahren im Amt zum Rücktritt gezwungen, Korruptionsvorwürfe weist er zurück.

Es ist ein schwerer Abgang für den römischen Bürgermeister Ignazio Marino: Nicht nur die Oppositionsparteien stellten sich gegen ihn, sondern auch Kollegen seiner Demokratischen Partei (PD) hatten gegen den 60-jährigen Arzt aus Norditalien interveniert. Allen voran hatte Premier Matteo Renzi auf den Rücktritt von Marino gepocht.

"Ich trete zurück, nehme mir aber 20 Tage Bedenkzeit", erklärte Marino, der zwei Jahre in Rom regierte. Weitere Vertraute, darunter Vizebürgermeister Marco Causi, haben ebenfalls das Handtuch geworfen. Bis zu den Neuwahlen im Frühjahr 2016 wird Präfekt Franco Gabrielli, ein Ex-Geheimdienstmann, interimistisch die Stadtverwaltung übernehmen. Gabrielli wurde Marino bereits im Sommer an die Seite gestellt.

Verhängnisvolles Essen

Der offizielle Grund für Marinos Rücktritt ist banal: Er soll ein teures privates Essen mit kostspieligem Wein in einem Luxusrestaurant unweit seines Amtssitzes mit der Kreditkarte der Gemeinde Rom bezahlt haben. Seit geraumer Zeit ermittelt die Staatsanwaltschaft auf Betreiben der Opposition wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder. Marinos Ausgaben – darunter 28 Reisen seit seinem Amtsantritt im Juni 2013 – wurden unter die Lupe genommen. Zuletzt brachte ihn im Sommer eine Urlaubsreise mit der Familie in die USA ins Kreuzfeuer der Kritik.

Doch der wahre Grund, warum Marino der Laufpass gegeben wurde, dürfte ein ganz anderer sein: Nämlich seine Unbeugsamkeit gegen die illegalen Interessen der Lobbys und den Mafia-Filz in der Stadt. Auch Marino gab zu bedenken: "Ohne mich wird die Demokratische Partei und die Stadtverwaltung von Korruption überrollt werden." Er warnt vor Chaos, auch im Hinblick auf das bevorstehende Heilige Jahr im Vatikan. In seiner Abschiedsrede verwies Marino auf seine Erfolge. Seine Fans vor dem Kapitol applaudierten: "Ich habe ein Regierungssystem geändert, das sehr nachgiebig gegenüber kriminellen Lobbys war. Mir war nicht bewusst, wie weit fortgeschritten die Verstrickung aus Mafia und Politik war. Wir haben die Korruption aufgedeckt, die Tentakel abgeschnitten und große Reformen eingeleitet."

Während seines sommerlichen Amerika-Aufenthalts ließ der Mafiaclan Casamonica allerdings seine Muskeln spielen. In pompöser Manier wurde die Beerdigung des Bosses Vittorio Casamonica inszeniert, was Rom in Aufregung versetzte.

Polit-Skandal

Marino stand seit vielen Monaten unter Beschuss: Vor einem Jahr erschütterte der riesige Korruptionsskandal "Mafia Capitale", der zur Festnahme Dutzender hochrangiger Lokalpolitiker und Beamter führte, seine Stadtregierung. Ermittelt wird dabei auch gegen seinen Vorgänger, den ehemaligen Neofaschisten Gianni Alemanno.

Auch gegen einen Staatssekretär der Regierung von Premier Renzi wird ermittelt. Kritiker wundern sich: "Warum muss ausgerechnet Marino gehen, während in der Regierung mehrere Leute sitzen, gegen die ermittelt wird?"

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