Schwere Explosion in China: 700 Verletzte

Ein Großbrand mit starker Rauchentwicklung und zerstörten Gebäuden im Vordergrund.
Bild der Zerstörung in Tianjin: "Ladung mit explosiver Fracht" detoniert, mindestens 50 Tote.

Nach den gewaltigen Explosionen in der chinesischen Hafenstadt Tianjin sind die Opferzahlen weiter angestiegen. Nach Angaben staatlicher Medien starben mindestens 50 Menschen, etwa 700 wurden verletzt. 71 von ihnen befänden sich in kritischem Zustand, wie Behörden der Millionenmetropole am Donnerstag laut Nachrichtenagentur Xinhua mitteilten. Zahlreiche Menschen werden noch vermisst.

Seinen Anfang nahm das Unglück am Mittwochabend (Ortszeit), als die Feuerwehr wegen eines Feuers in ein Hafenlager mit gefährlichen Chemikalien gerufen wurde. Als die Teams eintrafen, kam es zu mehreren schweren Explosionen. Dabei kamen mindestens zwölf Feuerwehrleute ums Leben. 21 Retter galten am Donnerstagnachmittag als vermisst.

Offenbar griff das Feuer nach einer ersten Explosion auf andere Lagerhäuser über, in denen sich dann eine Reihe weiterer Explosionen ereigneten, wie Staatsmedien berichteten. Die Erschütterungen der Detonationen waren so stark, dass sie vom nationalen Erdbebenzentrum registriert wurden. Die erste Detonation hatte nach dessen Angaben die Kraft von drei Tonnen TNT, während eine zweite Explosion der Detonation von 21 Tonnen des Sprengstoffs entsprochen habe.

Verwüstung wie im Krieg:

Nach einer Explosion liegen Trümmer und zerstörte Fahrzeuge in einem Industriegebiet.

Smoke rise from the site of the explosions at the
Ein riesiger Schrottplatz voller ausgebrannter Autowracks.

Damaged cars are seen near the site of the explosi
Ein großes Feuer mit Rauchwolken und Feuerwehrleuten im Einsatz.

Firefighters work at the site as smoke and fire ri
Ein gelber Bagger räumt Trümmer vor zerstörten Gebäuden auf.

Damaged buildings and cars are seen near the site
Ein Mann telefoniert mit Verletzungen vor einer zerstörten Stadt und Rauchwolken.

An injured man talks on his mobile phone at the si
Zwei Bagger räumen Trümmer und zerstörte Container nach einer Explosion weg.

Excavators work near the site of the explosions at
Verkehrsschilder stehen vor einer Rauchwolke, möglicherweise nach einer Explosion.

A damaged road sign is seen near the site of the e
Eine goldene Buddha-Statue steht vor einer zerbrochenen Windschutzscheibe.

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Ein Mann beobachtet dichten Rauch, der über zerstörten Gebäuden aufsteigt.

A man looks at smoke pluming from the explosion si
Ein Haufen zerstörter, gestapelter Frachtcontainer mit Rauch im Hintergrund.

Smoke rise from container boxes near the site of

Laut Berichten von Staatsmedien war das Feuer am Donnerstag unter Kontrolle, aber noch nicht völlig gelöscht. Mehr als 100 Löschfahrzeuge waren im Einsatz. Insgesamt wurden rund 1.000 Einsatzkräfte an den Unglücksort geschickt. Diese versuchten mit Sand und trockenem Pulver einzelne Brandherde zu ersticken, wie Xinhua berichtete.

Unterdessen wurden Manager jener Firma, in deren Lagerhalle es zur ersten Explosion gekommen war, festgenommen und verhört. Hinweise auf eine Ursache des Feuers fehlten zunächst. In einer Rede an die Menschen von Tianjin kündigte Chinas Präsident Xi Jinping an, das Unglück werde "genau untersucht". Die Verantwortlichen würden "streng bestraft". Hunderte Menschen haben sich laut Staatsmedien spontan zum Blutspenden gemeldet.

Tianjin hat mehr als zehn Millionen Einwohner und ist eine bedeutende Hafenstadt östlich von Peking. In China gibt es immer wieder Explosionen in Industrieanlagen: Erst im Juli kamen 15 Menschen ums Leben, als in der nördlichen Provinz Hebei ein illegales Lagerhaus für Feuerwerkskörper in die Luft flog.

Noch viele Vermisste

Umso stärker hoben die Medien die gute Nachricht hervor, dass ein 19-jähriger Feuerwehrmann lebend aus den Trümmern geborgen werden konnte. Zhou Ti werde wegen Brustverletzungen im Krankenhaus von Tianjin behandelt, sein Zustand sei stabil, teilte die Stadtverwaltung mit. Die Staatsmedien feierten den 19-Jährigen als Helden. Etliche seiner Kollegen wurden hingegen noch vermisst.

Rund tausend Feuerwehrleute versuchten auch am Freitag, die Brände in den Griff zu bekommen. An drei Stellen stieg weiter dichter Rauch auf. Er verschärfte die Sorge, dass weitere giftige Stoffe in die Luft oder ins Grundwasser gelangen könnten. Der Leiter von Tianjins Behörde für Umweltschutz, Wen Wurui, sagte hingegen, die Konzentration von Chemikalien sei nicht "übermäßig hoch".

Viele Einwohner der Millionenstadt fühlen sich mit ihren Ängsten allein gelassen. Sie trauen den Bekundungen der Behörden nicht, dass sie sicher seien. "Die Regierung hat nichts gesagt, nichts dazu, was wir tun sollten, um unsere Familien vor den Chemikalien zu schützen", sagte der Wachmann eines nahegelegenen Bürogebäudes, Liu Zongguang. Wie er es bei einigen Polizisten gesehen hatte, trägt auch Liu einen billigen OP-Mundschutz.

Ähnlich lauteten auch viele Kommentare im Internet. "Bitte seid ehrlich und sagt, was Ihr wisst", forderte ein Internetnutzer. Ein anderer kritisierte: "Nach jeder Katastrophe machen die Staatsmedien ihre Titelseiten mit heldenhaften Aktionen auf. Das rührt schließlich die Menschen - und niemand fragt mehr nach den Ursachen."

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