Rätsel um Amoklauf eines "netten Burschen"
Wieder einmal gab es an einer US-Schule Tote und Verletzte. Das Motiv ist unklar.
Bei einem Amoklauf an einer Schule in den USA hat ein 14-Jähriger eine Mitschülerin erschossen und vier weitere schwer verletzt. Dann brachte er sich nach Angaben der Polizei selbst um. Die Hintergründe der Tat sowie die Motive des Neuntklässlers blieben unklar. Mitschüler an der Marysville Pilchuck High School im US-Staat Washington berichteten, der Schütze sei beliebt gewesen.
Das Blutbad ereignete sich an der Schule nördlich von Seattle am Freitagvormittag (Ortszeit). "Ich sah drei Schüler unter den Tisch fallen", berichtete ein junger Augenzeuge dem TV-Sender CNN. "Ich habe mich dann selbst unter dem Tisch versteckt", sagte er weiter. Dann habe der Schüler nachladen müssen. "Da bin ich weggerannt." In der Schule werden etwa 2.500 Schüler im Alter von 14 bis 17 Jahren unterrichtet.
Cousins des Schützen wurden verletzt
Vier schwer verletzte Schüler wurden in ein Krankenhaus gebracht. Bei zwei der Verletzen soll es sich um Cousins des Schützen handeln, berichtete ein Lokalsender. Drei hätten Kopfwunden gehabt und seien notoperiert worden, sagten Ärzte. Sie befänden sich in kritischem Zustand. Ein weiterer Schüler habe Schusswunden im Mundbereich gehabt.
"Der Schütze starb an Schusswunden, die er sich selbst zugefügt hat", sagte Polizeioffizier Robb Lamoureux in Marysville vor Journalisten. "Der Schütze war ein Schüler", sagte er weiter. Allerdings wollte er offiziell zunächst keinerlei weitere Einzelheiten bekannt geben. "Ich weiß nichts über ein Motiv." Die Ermittler machten keine genauen Angaben zur Art der Waffe, die der Schüler benutzt hatte.
"Niemand hätte das von ihm erwartet"
Mitschüler des Täters beschrieben ihn als einen netten Burschen, der bei seinen Kameraden beliebt war. Er habe auch in der Football-Mannschaft gespielt, berichten sie dem TV-Sender CNN. "Niemand hätte das von ihm erwartet", sagte ein Klassenkamerad. CNN zeigte ein Foto, auf dem sich der mutmaßliche Täter mit einem Gewehr in Pose stellt.
Medienberichten zufolge soll es sich bei dem Schützen um ein Mitglied des indigenen Tulalip-Volkes handeln. Herman Williams, ein Anführer der Tulalip, äußerte sich bestürzt über den "landesweiten Trend" von Gewalt an Schulen.
US-Präsident Barack Obama wurde über den Vorfall unterrichtet. In den USA kommt es immer wieder zu Amokläufen an Schulen. An einer Grundschule in Newtown in Connecticut Ende 2012 erschoss ein ehemaliger Schüler 20 Kinder und acht Erwachsene und sich selbst. Anläufe der Regierung zu schärferen Waffengesetzen sind bisher stets am Widerstand der Waffenlobby gescheitert.
Immer wieder Amokläufe an US-Schulen
Tausende Menschen sterben in den USA jährlich durch Schusswaffen, auch an den Schulen kommt es regelmäßig zu Schießereien. Eine Verschärfung der liberalen Gesetze scheiterte bisher am Widerstand der Waffenlobby.
Dezember 2013: Mit einer Schrotflinte macht ein Schüler im US-Staat Colorado Jagd auf einen Lehrer. Dabei feuert er auch auf eine Mitschülerin, die Tage später stirbt. Der Täter erschießt sich.
Jänner 2013: In Kalifornien feuert ein 16-Jähriger in seiner Schule auf zwei Mitschüler, ein Teenager wird schwer verletzt. Ein Lehrer kann Schlimmeres verhindern. Der Täter hatte sich gemobbt gefühlt.
Dezember 2012: Beim bis dahin schlimmsten Amoklauf an einer US-Schule sterben in Newtown (Connecticut) 27 Menschen, darunter 20 Kinder und der Täter selbst. Zuvor hatte der 20-Jährige seine Mutter erschossen. Sein Motiv blieb unbekannt.
Oktober 2007: Ein 14-jähriger Schüler schießt in einer technischen Oberschule in Cleveland (Ohio) mit Revolvern um sich. Er verletzt Lehrer und Mitschüler und tötet sich selbst. Auslöser der Tat war Zorn über einen Schulverweis.
März 2005: In einem Indianerreservat im US-Bundesstaat Minnesota tötet ein 16-Jähriger an seiner High School fünf Schüler, eine Lehrerin und einen Sicherheitsbeamten. Dann bringt er sich selbst um. Der Schütze hatte Kontakte zur Neonazi-Szene.
April 1999: Zwei mit Sturmgewehren bewaffnete Schüler töten in der Columbine High School in Littleton (Colorado) zwölf Mitschüler und einen Lehrer. Danach erschießen sich die Täter selbst.
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