Radioaktive Zigaretten: Vermutlich geplanter Anschlag

Nach einem Fund radioaktiv vergifteter Zigaretten in Polen haben die Behörden in Deutschland vorerst Entwarnung gegeben. Nach dpa-Informationen wurde keine derart große Anzahl verseuchter Packungen gefunden, dass dies auf eine breit angelegte Anschlagsplanung schließen lässt. Eher könne es sich um eine gezielte Aktion gegen Einzelpersonen gehandelt haben.
Bei der polnischen Polizei ermittelt einem Zeitungsbericht zufolge die Abteilung für Terrorismus und Kapitalverbrechen. "Es gibt keine Erkenntnisse, dass solche kontaminierten Tabakwaren auch in Deutschland in Verkehr gebracht wurden", sagte eine Sprecherin des für den deutschen Zoll zuständigen Finanzministeriums am Sonntag in Berlin.
Im Gepäck von Vietnamesen
Die Sprecherin bestätigte einen Bericht der Bild am Sonntag, nach dem am 9. Juni auf dem Flughafen der polnischen Hauptstadt Warschau in einer Kiste mit gefrorenen Krabben Zigarettenpackungen gefunden wurden, an und in denen mit Jod 125 verseuchte Metallplättchen lagen. Packungsdeckel waren zusätzlich mit Strontium 90 verstrahlt. Die Kiste gehörte zum Gepäck eines Vietnamesen, der aus seinem Heimatland über Paris nach Warschau geflogen war. Den Ermittlern sagte der Mann demnach, er sei in Vietnam angesprochen worden, ob er das Paket mitnehmen und einer Kontaktperson in Polen übergeben könne.
Ein Strahlengutachten ergab laut Zeitung, dass der Konsum der Zigaretten schwere Gesundheitsschäden wie Verbrennungen der Atemwege nach sich gezogen hätte. Die Betroffenen wären demnach aber nicht sofort gestorben.
Der Grenzschutz auf dem Warschauer Flughafen Okecie war durch ein Alarmsignal auf dem Weg zur Gepäcksortierung auf die Kiste aufmerksam geworden. Über die Höhe der Strahlenwerte machte der polnische Grenzschutz keine Angaben. Der Vietnamese war vorläufig wegen des Besitzes von Strahlenmaterial festgenommen worden, es gab ein Ermittlungsverfahren.
Bestimmung der Ware unbekannt
Seit dem Zwischenfall im Juni hatten sich die Behörden mit Angaben bedeckt gehalten - ein Bericht über den Fund, der eine Woche später in einer Lokalzeitung erschien, ging auf Informationen der Feuerwehr zurück. Ob die verseuchten Zigaretten für den deutschen Markt bestimmt waren, wissen die Behörden nicht. Die auf den Packungen angebrachten Warnhinweise ("Rauchen kann tödlich sein") waren in deutscher und polnischer Sprache, ebenso die Steuerbanderolen.
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