Prozess gegen den "Buchhalter von Auschwitz"
Es dürfte einer der letzten großen Auschwitz-Prozesse werden: Wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 300.000 Fällen muss sich ein 93-jähriger früherer Angehöriger der Waffen-SS ab heute, Dienstag, vor dem Landgericht Lüneburg verantworten. Oskar Gröning wird vorgeworfen, 1944 im Konzentrationslager Auschwitz das auf den Bahnrampen zurückgelassene Gepäck der Häftlinge mit weggeschafft und das dort entwendete Geld gezählt und in die SS-Zentrale nach Berlin geschickt zu haben. Bis Ende Juli sind 27 Verhandlungstage angesetzt. Gröning wird Stellung zur Anklage nehmen.
70 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau kann Gröning vor Gericht gestellt werden, weil die Justiz nicht mehr darauf besteht, eine direkte Beteiligung an den Morden nachzuweisen. Es reicht aus, dass ein Beschuldigter dazu beigetragen hat, die NS-Mordmaschinerie am Laufen zu halten. Gröning wurde "Buchhalter von Auschwitz" genannt. Laut Anklage wusste er, dass die als "nicht arbeitsfähig" eingestuften überwiegend jüdischen Häftlinge nach Ankunft in den Gaskammern ermordet wurden.
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