Polens Spitäler arbeiten auf Sparflamme

Ein Krankenhausflur mit mehreren leeren Betten und zwei Personen im Hintergrund.
Dem staatlichen Gesundheitssystem geht das Geld aus, die Privatkliniken profitieren.

In der polnischen Stadt Lodz steht ein 17 Stockwerke hohes Spital, das nicht und nicht fertig wird. „Der Turmbau von Lodz“ steht symptomatisch für das gesamte polnische Gesundheitswesen. Weil das Geld fehlt, können Patienten oft nicht ausreichend behandelt werden. Dafür wächst der private Sektor auf geschätzte acht Milliarden Euro. Wer kann, geht in eine Privatklinik.

Seit 1975 Jahren wird an dem didaktisch-klinischen Zentrum der Medizin-Universität Lodz (kurz CKD) gebaut. Etwa 250 Millionen wurden bisher investiert. In den 1980-er Jahren wurde der Bau zugunsten einer riesigen Entbindungsstation gestoppt, in den 90ern, in der wildkapitalistischen Zeit, ging die Firma pleite, die die Auschreibung zum Weiterbau gewonnen hatte. 2004 waren einer Teileröffnung des Gebäudes architektonische Mängel im Weg.

Nach langwierigen Änderungen wäre die Klinik im Jahre 2013 zu eröffnen, doch die Fehlerbeseitigung kostete 12,5 Millionen Euro. Nun sind rund 18 Millionen Euro für die medizintechnische Einrichtung aufzuwenden. Diese Summe will das Gesundheitsministerium erst zur Verfügung stellen, wenn das CKD Abteilungen anderer Krankenhäuser übernommen hat. Doch gerade dies ist ohne medizinisches Equipment gar nicht möglich.

Gesundheitsminister Bartosz Arlukowicz hat einige Reformen angekündigt und gleich dazugesagt: „Es gibt keine Revolution, nur eine Evolution“. Als Hauptproblem gilt der Geldmangel der öffentlichen Spitäler, deren Jahresbudgets durch den Nationalen Gesundheitsfonds (NFZ )vorgeben werden.
Schon im Oktober hatten einige wichtige Kliniken ihren Haushalt aufgebraucht. Im „Onkologie-Zentrum Großpolen“ der Stadt Poznan (deutsch Posen) werden darum nur noch die dringenden Fälle behandelt, die anderen Krebskranken müssen auf das nächste Jahr warten.

Dramatischer sieht es in der Uni-Klinik Danzig aus, die Hämatologie-Abteilung hat schon im September die Gelder aufgebraucht und kann nun gar keine Patienten mit Blutkrankheiten annehmen. Manche greifen zu sehr unkonventionellen Mitteln, um einer Einrichtung zu helfen - um mehr Gelder für eine Einrichtung für behinderte Kinder in Tschenstochau zu erhalten, ist ein Abgeordneter der linksliberalen Partei „Bewegung Palikot“ seit dem 15. Oktober im Hungerstreik.

Aber auch die Krankenschwestern, verlangen Verbesserungen. Vor einigen Wochen demonstrierten sie wieder zu tausenden in Warschau. „Es muss eine klare Regelung geben, wie viele Patienten eine Krankenschwester zu betreuen hat, in manchen Spitälern sind es nachts bis zu 50“, so Iwona Borchulska, aus dem Vorstand der Gewerkschaft für Krankenschwestern gegenüber dem Kurier. Auch will die Gewerkschaft dagegen vorgehen, dass Krankenschwestern als Selbstständige in den Privat-spitälern arbeiten müssen.

Finanzierung

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