PiS-Parteianhänger übernahmen Araber-Gestüt

Berichte über Pferdeställe gehören in Polens Medien derzeit zum Ressort Politik: Das Sterben teurer Araber-Pferde in dem Gestüt Janow Podlaski sorgt für einen Skandal. In dem weltbekannten Gestüt hatte unter anderem auch Shirley Watts, die Frau des Rolling-Stones-Schlagzeugers Charlie Watts, ihre Araber untergestellt.
Die seit November regierende Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) hat in den zwei staatlichen Gestüten Janow Podlaski und Michalow im Februar die erfahrenen Direktoren entlassen. Polen fragt sich – gibt es einen Zusammenhang?
Von den drei kürzlich verendeten Pferden gehörten zwei Shirley Watts. In den Kadavern fanden sich Überreste von einem Antibiotikum, das eigentlich für die Hühnerzucht bestimmt war. Die polnische Staatsanwaltschaft kündigte umfassende Untersuchungen an.
Der von der PiS eingesetzte Direktor Marek Skomorowski nahm auf öffentlichen Druck hin am Dienstag seinen Hut. Der gelernte Ökonom gab selbst zu, von Pferden nichts zu verstehen, und war zuvor in einer Behörde für Landwirtschaft beschäftigt gewesen.
Polens Regierung betreibt gerade einen radikalen Kurs, bei dem wichtige Posten im Staat von parteitreuen Personen eingenommen werden. So auch in den beiden Gestüten.
Vor allem bei Janow Podlaski geht es um das Prestige Polens – im Inland wie Ausland. Das knapp zweihundert Jahre alte Gestüt an der Grenze zu Weißrussland hat den Rang eines Nationalheiligtums. Aber auch die internationale High Society kennt Janow Podlaski, wo Pferde zu Millionenbeträgen in alle Welt verkauft werden.
Verschwörungstheorien
Ein Scheich aus Katar will das Gestüt kaufen, um eine bessere Führung zu garantieren. Regierungsnahe Journalisten sehen allerdings auch eine Verschwörung von reichen Arabern und Vertretern des Show-Business, die den Polen das Gestüt entreißen und privatisieren wollen.
Auch der ehemalige Regierungschef Donald Tusk, heute im Rang des Vorsitzenden des EU-Rates, erklärte, dass er mittlerweile von vielen Staatschefs über die Verhältnisse in dem Gestüt gefragt werde. Selbst Barack Obama soll sich für die Pferde-Affäre interessieren, kolportierte der staatliche Nachrichtenkanal TVP Info, der dies jedoch als Indiz für eine internationale Kampagne gegen das Land auslegt.
Polens Landwirtschaftsminister Krzysztof Jurgiel sieht jedenfalls beim Pferdesterben Dritte am Werk – spricht von Sabotage und bat Justizminister Zbigniew Ziobro, der gleichzeitig das Amt des Generalstaatsanwalts bekleidet, um persönliche Intervention.
Politiker der Regierungspartei "Bürgerplattform" (PO) und polnische Prominente fordern nun, dass Marek Trela, gelernter Tierarzt, der 16 Jahre lang das Gestüt leitete, zurückkehren sollte, um den Ruf zu retten.
Dieser will seinen Nachfolger nicht beschuldigen, den Tod der Pferde verursacht zu haben. Shirley Watts hat ihre verbliebenen zwei Stuten am Donnerstag abholen lassen.
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