Neuer Prozess startet ohne Amanda Knox

Knox und ihr Ex-Freund müssen sich erneut wegen des Todes von Meredith Kercher 2007 verantworten.

Im Mordfall der britischen Studentin Meredith Kercher 2007 startet vor einem Schwurgericht in Florenz ein neues Verfahren mit den alten Hauptangeklagten, die aber dem Prozess fernbleiben werden: die US-Staatsbürgerin Amanda Knox und ihr ehemaliger italienische Freund Raffaele Sollecito.

Die beiden Angeklagten müssen sich wegen des Todes der 21-Jährigen im November 2007 in Perugia verantworten. Das Kassationsgericht in Rom, das höchste italienische Gericht, hatte im März den Freispruch für Knox und ihren Ex-Freund aufgehoben. Das ist die vierte Verhandlung, die sich mit dem Mord befasst.

Knox sieht sich als Opfer der Medien

Knox wird dem Prozess in Italien fernbleiben, wie sie in mehreren Interviews in den vergangen Tagen kundtat. Der "Engel mit den Eisaugen" – wie sie im Zuge der ersten Ermittlungen im Mordfall Kercher von Medien genannt wurde - sieht sich laut Welt online als Opfer der Medien. "Mich hat der Boulevardjournalismus verurteilt. Er hat sich auf Irrelevantes gestürzt und Falsches verbreitet," sagte sie der italienischen TV-Sendung Quarto Grado. Und: "Es wäre schrecklich, verurteilt zu werden. Ein Leben auf der Flucht wäre kein Leben."

Knox und ihr Ex-Freund haben beide Bücher zu dem spektakulären Fall veröffentlicht. Sollecito soll sich Welt zufolge ebenfalls nicht in Europa aufhalten – zumindest teilte er das der deutschen Zeitung via Mailanfrage mit. Demnach mache er gerade Urlaub in der Karibik.

Kerchers Angehörige erhoffen sich "Wahrheit"

Ein Mann wird von einer Gruppe Journalisten mit Mikrofonen und Kameras umringt.
epa03889534 Francesco Maresca (L), lawyer for the relatives of Meredith Kercher, speaks with reporters as he arrives at the courthouse in Florence, Italy, 30 September 2013. The first hearing in the new appeals trial of former American student Amanda Knox and her ex-boyfriend Raffaele Sollecito, which sees the two being retried on murder charges for the death of British student Meredith Kercher in Perugia in 2007, opened on 30 September in Florence, with a verdict expected by Christmas 2013. The pair were convicted in 2009 and later acquitted on appeal in 2011. Then in March this year Italy's supreme Court of Cassation sent the case back to the appeals stage. The Cassation scrapped the 2011 decision of Perugia's appeals court, which had quashed the 26-year and 25-year sentences Knox and Sollecito were handed respectively at the original trial. EPA/MAURIZIO DEGL' INNOCENTI
„Wir erwarten uns die Wahrheit über die Nacht des Mordes“, betonte Francesco Maresca, Rechtanwalt der Familie Kercher, im Vorfeld. Der Vater Sollecitos meinte, sein Sohn sei besorgt. Er dagegen sei zuversichtlich, dass die Unschuld seines Sohnes bewiesen werden könne.

Die Kassationsrichter hatten im März der Forderung der Staatsanwaltschaft von Perugia zugestimmt, die Rekurs gegen den im Oktober 2011 gefällten Freispruch für die beiden Hauptangeklagten eingereicht hatte. Die 21-jährige Kercher war Anfang November 2007 in Perugia bei Sexspielen getötet worden. 2009 wurden Knox und Sollecito in erster Instanz schuldig gesprochen und zu 26 und 25 Jahren Haft verurteilt. 2011 wurden Knox und Sollecito in zweiter Instanz vom Vorwurf, Kercher getötet zu haben, freigesprochen. Daraufhin war sie in ihre Heimatstadt Seattle zurückgekehrt.

Das Urteil enthalte schwere logische und juristische Fehler, hatte die Staatsanwaltschaft von Perugia ihre Berufung begründet. Der Ivorer Rudy Hermann Guede befindet sich weiterhin hinter Gittern. Er war wegen Beihilfe zum Mord und sexueller Gewalt zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Guede könne nicht allein für dieses Delikt verantwortlich gemacht werden, sagten die Staatsanwälte. In allen Blutlacken, die am Tatort gefunden worden waren, seien auch DNA-Spuren Amandas vorhanden gewesen.

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