Papst will keine "gelangweilten Hirten"

Papst Franziskus bleibt derzeit keine Verschnaufpause: Die Karwoche und die anschließenden Osterfeierlichkeiten zählen zur arbeitsintensivsten Zeit im Kirchenjahr. Sieben Gottesdienste zelebriert der 78-jährige Argentinier in den nächsten Tagen.
Zur traditionellen Chrisam-Messe gestern, am Gründonnerstag, sprach der Papst über die Müdigkeit der Priester. Er rief sie dazu auf, mit Freude unter Menschen zu gehen. "Wenn Jesus mitten unter uns die Herde weidet, dann können wir keine jammernden Hirten mit saurem Gesicht sein und auch nicht – was noch schlimmer ist – gelangweilte Hirten", sagte er.

Franziskus sorgte für Aufsehen, als er erstmals auch an Frauen, darunter eine Muslimin, die Fußwaschung zelebrierte. Was Kritiker als Tabubruch anprangern, ist für Franziskus die Umsetzung eines der Leitmotive seines Pontifikats, nämlich gelebte "Demut und Barmherzigkeit".
Umwelt-Enzyklika
Mit einem weiteren Thema, das ihm am Herzen liegt, dem Umweltschutz, beschäftigte sich Franziskus bis knapp vor Beginn der Karwoche. Er schloss die Arbeiten an seiner Umwelt-Enzyklika ab, die im Juni in mehreren Sprachen erscheinen soll. Neben klassischem Umweltschutz geht es auch um Fragen der "Ökologie des Menschen". In vielen Ansprachen hatte der Papst die Schädigung der Natur durch den Menschen beklagt. An dem päpstlichen Lehrschreiben ist ein Team aus allen Kontinenten beteiligt, darunter auch Bischof Erwin Kräutler, der im brasilianischen Amazonasgebiet tätig ist. In der Enzyklika werden die enormen Abholzungen am Amazonas und deren fatale Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht thematisiert.
Am heutigen Karfreitag steht der Kreuzweg am Kolosseum auf dem Programm. Dabei wird der Papst auch ein Gebet für sexuell missbrauchte Kinder und Jugendliche sprechen und um Vergebung bitten. Die Vatikanzeitung Osservatore Romano veröffentlichte vorab die Mediationen, die an den 14 Kreuzweg-Stationen verlesen werden. Die Texte stammen heuer aus der Feder des emeritierten Bischofs von Novara, Renato Corti.
"Jesus nahe sein"
Zu Beginn der Karwoche ließ Franziskus über Twitter (@Pontifex_de) ausrichten: "Die Karwoche ist die Zeit, die uns noch mehr dazu aufruft, Jesus nahe zu sein: Freundschaft erkennt man in der Prüfung." Christen sollten sich, so der Papst, bewusst auf Ostern vorbereiten. Das Osterfest gebe ihnen die Gewissheit auf das ewige Leben.
Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die Ostermette im Petersdom am Samstagabend. Am Ostersonntag pilgern alljährlich zehntausende Besucher aus aller Welt zum Petersplatz. Dort spendet Franziskus nach der Ostermesse den päpstlichen Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt Rom und dem Erdkreis). Anders als seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI., die den Ostersegen in 65 Sprachen überbrachten, beschränkt sich der Papst nur auf Italienisch.
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