Verteidiger machte sich über Zeugen lustig

Ein Mann im Anzug sitzt gedrückt und schaut auf sein Handy.
Der südafrikanische Sprintstar hatte kurz vor der Tötung seiner Freundin sechs Feuerwaffen bestellt.

Der Anwalt des wegen Mordes angeklagten südafrikanischen Sprintstars Oscar Pistorius hat mit einer spöttischen Zeugenbefragung erneut Unmut im Gericht erregt. Barry Roux wurde am 12. Verhandlungstag am Dienstag in Pretoria von der Richterin zurechtgewiesen, nachdem er sich über einen Polizeifotografen lustig gemacht hatte.

Pistorius muss sich wegen der Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp seit Anfang März vor Gericht verantworten. Der am Knie amputierte Sprintstar hatte sie in der Nacht zum Valentinstag vergangenen Jahres durch die geschlossene Badezimmertür seines Hauses erschossen. Er beteuert, das 29-jährige Model für einen Einbrecher gehalten zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 27-Jährigen dagegen vor, Steenkamp nach einem Streit vorsätzlich getötet zu haben. Zudem ist Pistorius wegen des Tragens und Einsatzes illegaler Waffen und Munition angeklagt.

Verteidiger machte sich über Zeugen lustig

Der Fotograf hatte nach der Tatnacht in Pistorius Haus mehrere Fotos im Badezimmer aufgenommen, dessen Tür mit einem Cricket-Schläger eingeschlagen worden war. Eines der Fotos zeigte den scheinbar blutverschmierten Schläger auf dem gefliesten Badezimmerboden. Ein weiteres zeigte die andere, mit Autogrammen von Cricket-Stars beschriftete Seite des Schlägers.

"Welches ist für Sie das vordere und welches das hintere Ende des Schlägers", fragte der Anwalt den Zeugen. Ob er überhaupt "schon einmal selbst Cricket gespielt" oder den Sport zumindest im Fernsehen gesehen habe? Und weiter:

"Haben Sie schon einmal jemanden mit dem Griff des Schlägers schlagen sehen - also mit der Seite, die nicht flach ist?"

Der befragte Polizist Barend van Staden entgegnete geduldig, dass er zwar noch nie Cricket gespielt, aber schon bei Spielen zugeschaut habe und sehr wohl wisse, mit welchem Ende des Schlägers der Ball gespielt wird. Allerdings habe er nur die Vorderseite des Spielgeräts fotografieren können, ohne den Schläger zu berühren und umzudrehen.

Der Staatsanwalt erhob daraufhin Einspruch, weil der Zeuge seiner Ansicht nach "der Lächerlichkeit preisgegeben" worden war. "Ihm wird hier erklärt, wie man einen Schläger benutzt, nachdem er bereits erklärt hat, was er für die Vorder- und Rückseite hält - das geht nicht." Richterin Thokozile Masipa akzeptierte den Einspruch und wies Pistorius Verteidiger an, "keinen Streit mit dem Zeugen zu suchen".

Rechnung für Waffenkauf am Valentinstag

Pistorius hat vor den tödlichen Schüssen auf Reeva Steenkamp außerdem sechs neue Feuerwaffen bestellt - mehr als gesetzlich erlaubt. Die Rechnung für die drei Pistolen, zwei Revolver und ein Gewehr habe Pistorius am Todestag von Steenkamp, dem 14. Februar 2013, erhalten, sagte Sean Rens, Lizenzgeber für Waffen, vor Gericht.

Einen Monat später sei die Bestellung annulliert worden, hieß es am Montag beim Prozess gegen Pistorius. Normalerweise dürfen Nicht-Sammler in Südafrika höchstens vier Schusswaffen besitzen.

Rens bezeichnete Pistorius als "großen Liebhaber" von Feuerwaffen. Eine Prüfung vor der Vergabe einer Waffenlizenz habe gezeigt, dass der 27-Jährige die Waffengesetze Südafrikas gut kenne, erklärte Rens, der aus dem von Pistorius ausgefüllten Fragebogen vorlas. So habe der Sportler korrekt angegeben, er dürfe nur auf jemanden schießen, wenn sein Leben direkt in Gefahr sei.

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