"Opa-Banden": Kriminelle Senioren auf Beutezug

In Konstanz steht ein 80-jähriger Räuber vor Gericht. Immer wieder sorgen betagte Täter für Schlagzeilen.

Ein 80-Jähriger als Supermarkt-Räuber: Ein Senior muss sich zurzeit im süddeutschen Konstanz vor Gericht verantworten. Der Mann ging bei seinen Beutezügen Ende 2015 immer nach demselben Schema vor. Er stellte sich artig mit einem Artikel an der Kassa an und zog eine Softairpistole, wenn er an der Reihe war. Mithilfe der echt wirkenden Waffe erbeutete er insgesamt rund 5000 Euro. Im Prozess gab er Geldnot als Motiv an. Der 80-Jährige, der eine lange kriminelle Karriere hinter sich hat, zeigte sich geständig. Der studierte Ingenieur saß bereits mehrfach im Gefängnis. Zu den schwersten Delikten zählte ein Banküberfall in Kufstein. Damals habe er im Casino viel Geld verloren, sagte der Mann.

Im aktuellen Prozess vor dem Landgericht Konstanz zeichnete die Verteidigerin das Bild eines einsamen, hilflosen Seniors. Nach seiner Haftentlassung habe sich der Mann alleine gefühlt und „sein Leben nicht auf die Reihe gekriegt“, sagte die Verteidigerin. Nun drohen dem 80-Jährigen mindestens drei Jahre Haft.

Betagte Juwelendiebe

Räuber gehobenen Alters sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Einer der spektakulärsten Fälle der vergangenen Jahre war jener der Juwelendiebe von Hatton Garden, London, zu Ostern 2015: Über einen Liftschacht stiegen die Kriminellen, die teilweise über 70 Jahre alt waren, in den Keller einer Depotfirma, bohrten ein Loch durch eine dicke Betonwand und stiegen hindurch. Im Tresorraum brachen sie 73 Safes auf und verbrachten Tage damit, die Beute wegzuschaffen. Niemand merkte etwas, obwohl Überwachungskameras liefen und ein 75-jähriger Täter beim Schmierestehen einschlief.

Im Prozess zeigten viele Briten Sympathien für die Täter. Die beiden Rädelsführer, 75 und 61 Jahre alt, sagten bei der Urteilsverkündung – mehrjährige Haftstrafen – brav "Danke", bevor sie sich wieder setzten.

Auch in Deutschland gab es eine "Opa-Bande": Zwischen 1988 und 2004 überfielen die Senioren in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen 14 Banken. Sie erbeuteten mehr als eine Million Euro.

In Frankfurt wurde 2014 ein 71 Jahre alter Pensionist wegen mehrerer Überfälle auf Banken und Geschäfte zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Motiv des Mannes waren nach eigener Aussage finanzielle Schwierigkeiten wegen seiner kleinen Pension. Das Urteil kommentiert er so: „Rentnerknast in Schwalmstadt, ei wunderbar.“

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