Öltanker "United Kalavryta" zieht Halbmondkreise

Ein großer Tanker fährt auf dem Meer.
Der mit 1 Mio. Barrel Öl beladene Tanker irrt vor Texas herum. Grund: Um die Fracht wird gestritten.

So groß wie mehrere Fußballfelder und schwer beladen mit 1 Mio. Barrel (159 Mio. Liter) Öl kreuzt der Tanker "United Kalavryta" durch den Golf von Mexiko. Die Ladung mit dem "schwarzen Gold" wurde in der Region Kurdistan im Nordirak gefördert. So viel ist klar. Mehr Probleme bereit allerdings die Zustellung der Fracht, solange eine Frage nicht geklärt ist: Wem gehört eigentlich das Öl?

Das Schiff „United Kalavryta“ wird durch ein Zielfernrohr betrachtet.
A still image from video taken by a U.S. Coast Guard HC-144 Ocean Sentry aircraft shows the oil tanker United Kalavyrta (also known as the United Kalavrvta), which is carrying a cargo of Kurdish crude oil, approaching Galveston, Texas July 25, 2014. U.S. authorities are set to seize a cargo of oil from Iraqi Kurdistan anchored off the Texas coast after a judge approved a request from Baghdad, raising the stakes in an oil sales dispute between Iraq's central government and the autonomous region. The tanker United Kalavryta, carrying some 1 million barrels of Iraqi Kurdish crude oil worth more than $100 million, arrived near Galveston Bay on Saturday, but has yet to unload its disputed cargo. Picture taken July 25, 2014. REUTERS/US Coast Guard/handout via Reuters (UNITED STATES - Tags: ENERGY TRANSPORT POLITICS CRIME LAW) FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS

Kurdisches oder irakisches Öl?

Wie Welt Online nun berichtet, ist darum ein Streit entflammt. Die Regierung in Bagdad beansprucht das Öl für sich. Es gehöre den Kurden, pocht dagegen die Autonome Region Kurdistan auf den Besitz der wertvollen Fracht.

Bereits am 27. Juni hatte die US-Küstenwache das Schiff inspiziert und zur Entladung freigegeben. Tags darauf hatte jedoch ein Anwalt der irakischen Regierung bei einem Bundesgericht in Houston die Beschlagnahmung der Fracht beantragt, heißt es im Bericht weiter. Und so steuert die United Kalavryta vor der texanischen Küste hin und her, ohne anzulegen und die Ladung zu löschen. Ob die Besatzung des Tankers US-amerikanischen Boden betreten darf, ist ebenfalls unklar. Noch befinde er sich vor der Küste in internationalen Gewässern.

Eine schematische Darstellung einer Küstenlinie mit dem Schriftzug „UNITED KALAVRVTA“.
Kurioses Detail am Rande für Verschwörungstheoretiker: WieWelt Onlinemit Hilfe der Websitevesselfinder.comdarstellt, zeichnet der in der "Warteschleife" befindliche Tanke Halbmond-förmige Kreise in den Ozean. Ob Zufall, Scherz des Kapitäns oder geplante Route - das ist nicht bekannt.

Hintergrund: Nordirak und Öl

Die Aussicht, dass sich die 25 bis 35 Millionen Kurden in Nahost irgendwann einmal in einem eigenen Staat zusammenfinden könnten, war für die vier Länder mit kurdischen Minderheiten in der Region - Türkei, Syrien, Irak und Iran - über Jahrzehnte ein Schreckensszenario. Ethnisch und sprachlich gehören die Kurden weder zu den Türken, noch zu den Arabern oder den Persern - und wurden deshalb lange als Bedrohung gesehen.

Nach dem Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS, vormals ISIS/ISIL) im Norden und Westen des Irak eskalierte auch ein seit Jahren schwelender Territorialstreit zwischen den Kurden und Bagdad.

Eine Karte des Irak und Syriens, die die von IS, Kurden und Regierung kontrollierten Gebiete zeigt.
Karte Nordirak mit Siedlungsgebieten nach Religionen, Städte von IS, Kurden oder Regierung kontrolliert Grafik 0944-14-Irak.ai, Format 88 x 118 mm
Die Herausbildung eines Kurdenstaats im Nordirak wird dabei immer wahrscheinlicher. Die Behörden in der kurdischen Autonomiezone im Irak bereiten eine Volksabstimmung über die Frage der Unabhängigkeit vor; zudem haben sich die Kurden inmitten des IS-Vormarsches die Kontrolle über die ölreiche Stadt Kirkuk gesichert. Aus Ankara kam kein Protest, wäre doch ein Kurdenstaat eine Pufferzone zwischen der Türkei und der "islamistischen Bedrohung". Wirtschaftlich profitiert die Türkei schon jetzt von den Autonomiebestrebungen der irakischen Kurden. Ankara leitet Öl aus dem kurdischen Teil Iraks an die Weltmärkte - sehr zum Unmut der irakischen Zentralregierung in Bagdad.

Mehr über die aktuelle Lage im Nordirak und die Ankündigung von Luftangriffen durch die USA lesen Sie hier.

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