Obdachlosen Kindern setzt Wintereinbruch zu
Interpol, die Indie-Rock- und Post-Punk-Band aus New York City, steckte zwei Tage wegen des tobenden Schneesturms nahe der Stadt Buffalo im Bundesstaat New York in ihrem Tourbus fest. Das in Montreal geplante Konzert musste abgesagt werden.
Mit mehr als zwei Metern Schnee steuert der Bundesstaat New York auf einen Rekord zu. So viel fällt sonst über das ganze Jahr verteilt. Mehrere Menschen kamen bisher ums Leben.

2,5 Millionen ohne Bett
In den Vereinigten Staaten waren im vergangenen Jahr rund 2,5 Millionen Kinder zumindest zeitweilig obdachlos und damit so viele wie nie zuvor. Das zeigt der jüngste Report des "National Center on Family Homelessness (NCFH)". Eines von 30 Kindern unter 18 Jahren musste demnach auf der Straße leben, die Hälfte davon jünger als sechs Jahre alt. Im Jahr 2010 lag die Zahl noch bei 1,6 Millionen wohnungsloser Minderjähriger. Das Vorhaben der US-Regierung, der Familien-Obdachlosigkeit bis 2020 ein Ende zu setzen, scheint angesichts dieser Entwicklung in die Ferne gerückt. Autoren der Studie warnen vor einem "dauerhaften Dritte-Welt-Amerika".
Wenige Schlafplätze
Armut, hohe Mietpreise in Kombination mit zu wenig sozialem Wohnraum sowie die Nachwehen der Wirtschaftskrise hätten mitunter zu dieser "beschämenden Entwicklung" geführt, sagt NCFH-Direktorin Carmen DeCandia es. Manche würden ob ihrer sexuellen Orientierung von zu Hause rausgeschmissen, weit mehr würden sexuell missbraucht und deshalb Reißaus nehmen, erklärt Russell. Auch in Pflegefamilien würden Kinder oftmals nicht das finden, was sie brauchen und deshalb ein Leben auf der Straße bevorzugen. Und so übernachten sie bei Bekannten, Freunden, in Autos, Kellern, Tiefgaragen, Bahnhöfen oder temporären Schlafstätten. Letztere sind rar. "Es gibt zwei Arten von Anlaufstellen", erklärt Russell. "Jene für Erwachsene, wo die Kinder oft nicht sicher sind, und jene für Familien. Da passen und dürfen sie auch nicht rein." Weniger als 300 Betten für Kinder und Jugendliche gibt es in Chicago. Im "The Crib" stehen 22 davon. Suchen dort in einer Nacht mal mehr Kids Unterschlupf, wird Lotterie gespielt. Jeder bekommt eine Nummer, dann wird gelost.
Was den Kindern bleibt, wenn ihre Nummer nicht gezogen wird? "Dann haben sie hoffentlich das Glück, noch einen Fahrschein zu haben", so Russell. Davon würde er viele austeilen: Sei es, um den Kids die Fahrt in die Schule oder Arbeit zu ermöglichen oder für ein paar Stunden im Warmen. Eine Fahrt in der "L", wie die U-Bahn hier genannt wird: "Das heißt drei Stunden Wärme und Schlaf." Russell freut sich auch immer über Theatergutscheine als Spende. "Wenn die Kids das Stück nicht interessiert, können sie zumindest im Warmen sein oder schlafen." Probleme, ins Theater zu kommen, hat es noch nie gegeben. "Diese Kinder sind unsichtbar. Die große Mehrheit würde sie nie als Straßenkinder erkennen."
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