USA

Obamas wichtigste Rede

Polizisten stehen Ehrenwache an den Porträts von erschossenen Polizisten in Dallas, 2016.
Der US-Präsident spricht in Dallas – zu derzeit eher gespaltenen als vereinigten Staaten.

Barack Obama ist ein bekannt grandioser Redner – für seinen Auftritt am Dienstag bei einer Gedenkfeier in Dallas aber lag die Latte so hoch wie selten zuvor. Immerhin galt es, zu Vereinigten Staaten zu sprechen, die selten in der jüngeren Vergangenheit so wenig vereint waren wie derzeit. Es ist ein Land, in dem nach den Schüssen eines afro-amerikanischen Fanatikers auf Polizisten in Dallas mit fünf Toten in den Medien derzeit, wenn auch überzeichnet, so aber doch immer wieder ein Wort fällt: Bürgerkrieg. Und so wurde die Rede Obamas in Dallas quer durch die verschiedensten Medien im Vorfeld als eine der wichtigsten seiner Zeit im Weißen Haus bezeichnet.

Protestwelle

Denn an der Ursache jener Proteste, an deren Rand die Schüsse fielen, hat sich nichts geändert. Und so werden die USA weiter von einer Protestwelle überrollt, deren Potenzial bereits mit den gewaltsamen Rassenprotesten der 60er-Jahre verglichen wird. Auch am Montag gingen Tausende Menschen überwiegend afro-amerikanischer Abstammung in verschiedenen Städten quer durchs Land auf die Straße, um gegen Polizeigewalt gegen Schwarze zu demonstrieren. Die größten Proteste fanden in Chicago und Sacramento statt. Zu gewaltsamen Zwischenfällen kam es nicht. Aber auch der Umgang der Polizei mit der Protestwelle sorgt bereits für weitere Kritik. Vor allem die Auflösung von Kundgebungen durch schwer bewaffnete Polizeikräfte.

Vor seinem Auftritt in Dallas beriet Obama am Montag mit führenden Polizeivertretern, wie man der Eskalation entgegenwirken und das Vertrauen der Bevölkerung in die staatlichen Organe verbessern könnte. Denn die Realität beschreibt ein hochrangiger Vertreter der Polizei von Los Angeles derart: "Wir sind in Stämme zerfallen."

Der anlaufende Präsidentschaftswahlkampf tut sein Übriges, was die Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft angeht. Und die wäre auch ohne die tragischen Vorfälle der vergangenen Wochen tief genug. Der Republikaner Donald Trump hat sich im Zusammenhang mit der Dallas-Tragödie bisher aber auffällig zurückgehalten – vermutlich weil auch er weiß, dass hier ein Feuerchen lodert, das mit nur wenig Zutun zu einem Flächenbrand werden könnte.

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