Obama: Rassismus "Teil der DNA"

Der US-Präsident äußert sich zum Anschlag in Charleston - und bricht Tabus.

Nach der Attacke mit neun Toten auf eine von Afroamerikanern besuchte Kirche hat US-Präsident Barack Obama mit dem Tabu-Wort "Nigger" in die Rassismusdebatte eingegriffen. "Wir sind vom Rassismus nicht geheilt", sagte Obama in einem am Montag ausgestrahlten Interview mit dem Internetradio WTF. "Und es geht nicht nur darum, dass es unhöflich ist, in der Öffentlichkeit 'Nigger' zu sagen." Das Erbe von Sklaverei und Diskriminierung werfe einen "langen Schatten" und sei "noch immer Teil unserer DNA". so der US-Präsident. Der 21-jährige Weiße Dylann Roof soll vergangenen Mittwoch in der Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston aus rassistischen Motiven neun Schwarze erschossen haben. Medienberichten zufolge gestand er nach seiner Festnahme die Tat, bei einer ersten Anhörung am Freitag wurde ihm neunfacher Mord vorgeworfen.

Seit dem Sommer vergangenen Jahres hatten außerdem mehrere Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze für Empörung gesorgt. Ende April wurde die Ostküstenstadt Baltimore von schweren Ausschreitungen erschüttert, nachdem ein junger Afroamerikaner im Polizeigewahrsam ums Leben gekommen war.

Obama wurde 2008 als erster Schwarzer zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Der Sohn einer weißen US-Bürgerin und eines Kenianers sagte in dem Interview mit WTF, dass sich die Situation der Afroamerikaner "in meiner Lebenszeit" spürbar verbessert habe. "Neue Möglichkeiten haben sich ergeben, und Einstellungen haben sich verändert", sagte er. Dennoch müsse das Land noch einen weiten Weg zurücklegen, ehe die Hautfarbe keine Rolle mehr spiele.

Rassistischer Witz

Obama äußerte sich in dem Interview ungewöhnlich emotional, wie die New York Times analysierte. Der ansonsten als "No-Drama Obama" bekannte Präsident zeige zum Ende seiner Amtszeit starke Gefühle. Kein Wunder - ist doch auch er selbst Rassismus ausgesetzt. Erst am Montag sorgte ein rassistischer Witz der Ehefrau des israelischen Innenministers auf Obamas Kosten für Empörung: "Wisst ihr, was Obama-Kaffee ist?", fragte Judy Nir-Mozes über Twitter. "Schwarz und schwach." Ihr Ehemann Silvan Shalom ist als Innenminister zuständig für den strategischen Dialog mit den USA.

Nach heftiger Kritik löschte die TV-Moderatorin den Eintrag und entschuldigte sich. "Präsident Obama, ich hätte den unangemessenen Witz, den ich gehört habe, nicht aufschreiben sollen", lautete der nächste Tweet. "Ich mag Menschen, egal welcher Rasse und Religion."

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