Aufklärungskurse für männliche Migranten

Eine Menschenmenge steht nachts vor einem Zelt an.
Flüchtlinge sollen in Norwegen durch Schulungen Einblick in westliche Sexualmoral erhalten.

Aufklärungskurse für männliche Migranten – das gibt es tatsächlich in Norwegen: In eigenen Schulungen erhalten Flüchtlinge Einblick in die westliche Sexualmoral. So wird etwa vermittelt, dass ein Kuss nicht notwendigerweise zum Geschlechtsverkehr führt und dass nicht jede leicht bekleidete Frau Sex möchte. Die Aufklärungskurse wurden nach sexuellen Übergriffen in der Nähe von Asylheimen gestartet. Die Teilnahme ist freiwillig.

"Wir vermitteln Prinzipien, die für andere Kulturkreise möglicherweise ungewohnt sind", erklärt Linda Hagen, Bildungsverantwortliche bei dem Unternehmen Hero Norge, das 34 Asylunterkünfte betreibt. Problematisch sei, dass sich Einwanderer als potenzielle Kriminelle geächtet fühlten, sagt Hagen. Zeigefinger-Mentalität sei daher nutzlos. Es sei wichtig, den Kursteilnehmern unvoreingenommen zu begegnen und sie nicht als "Verdächtige" zu behandeln.

"Verstörend"

Abdu Osman Kelifa, ein muslimischer Flüchtling aus Eritrea, ist einer der Kursteilnehmer in der Stadt Stavanger. Als er nach Norwegen gekommen sei, sei er schockiert gewesen angesichts leicht bekleideter Frauen, die in der Öffentlichkeit Alkohol trinken, sagt der 33-Jährige der Zeitung "New York Times": "Bei uns tun das nur Prostituierte." Auch der Anblick küssender Pärchen habe ihn verstört: "So etwas sieht man in Eritrea nicht. Auch im lokalen Fernsehen werden bestenfalls Umarmungen gezeigt, keine Küsse."

Um die europäische Kultur besser verstehen zu können, nahm Kelifa an einem Aufklärungskurs teil. Zentrales Element des Workshops, der auch Rollenspiele und Diskussionsrunden beinhaltet, ist ein Folder mit Regeln. Die wichtigste lautet: "In Norwegen ist es verboten, jemanden zum Sex zu zwingen, auch wenn man mit dieser Person verheiratet ist." Das Ziel sei, dass die Kursteilnehmer "zumindest zwischen richtig und falsch unterscheiden können", sagt Trainerin Nina Machibya.

Abdu Osman Kelifa ist froh, dass er den Kurs besucht hat. In Norwegen würden Frauen ganz anders behandelt als in Eritrea, sagt er. "Ich habe schon gelernt, dass ein kurzer Rock keine Einladung ist", erklärt Kelifa.

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