Die "Bounty"-Insel verliert ihre Freiheit

Bewohner der Insel Norfolk – die Nachfahren der „Bounty“-Meuterer – bei einem traditionellen Umzug.
Die Finanznot beschert den Nachfahren der legendären Meuterer das Ende der Selbstverwaltung.

Die "Bounty"-Insel steht vor dem Bankrott: Die 1500 Kilometer vor der australischen Küste liegende Insel Norfolk, deren Bewohner zum Großteil Nachfahren der berühmten Meuterer der "Bounty" sind, hatte sich seit 1979 selbst verwaltet. Wegen der Finanznot dürfte es mit der Freiheit nun zu Ende sein.

Die australische Regierung kündigte für nächste Woche eine Verordnung an, mit der das Parlament des Territoriums aufgelöst werden soll. Sollte die Verordnung angenommen werden, wird Norfolk bis zu Neuwahlen im kommenden Jahr vorübergehend durch ein Beratungsgremium regiert.

Der größte Teil der Einwohnerschaft der abgelegenen Pazifikinsel setzt sich aus Nachfahren von Fletcher Christian und weiteren Meuterern des englischen Kriegsschiffs "Bounty" zusammen. Einige der Meuterer waren 1790 gemeinsam mit mehreren tahitianischen Frauen auf der Insel Pitcairn an Land gegangen und hatten sich dort niedergelassen. Als die Insel für ihre Bewohner zu klein wurde, zog ein Teil von ihnen 1856 weiter nach Norfolk Island. Queen Victoria erteilte ihnen das Recht, sich in der ehemaligen Strafkolonie anzusiedeln.

2000 Einwohner

Heute leben etwa 2000 Menschen auf Norfolk Island. Rund zwei Drittel von ihnen sind Nachfahren der "Bounty"-Meuterer, die übrigen vor allem Zuwanderer aus Australien und Neuseeland. Die wichtigsten Einnahmequellen in dem Steuerparadies sind der Tourismus und die Landwirtschaft.

Mit der neuen Verordnung sollen auf der Insel nun Einkommen- und Unternehmensteuern eingeführt werden. Im Gegenzug erhalten die Bewohner Sozialhilfe und Krankenversicherungen – wie die übrigen Bewohner Australiens. Der australische Staatssekretär für Regionalentwicklung, Jamie Briggs, bezeichnete die Änderungen als überfällig. Die Infrastruktur der Insel sei heruntergekommen, das Gesundheitssystem entspreche nicht heutigen Standards, viele Gesetze seien veraltet. Norfolk Islands Regierungschef Lisle Snell sagte dagegen, mit der Entscheidung drohe die Insel ihre Identität zu verlieren.

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