7 Tote in China, doch keine Epidemie befürchtet

Ein Mann untersucht eine Taube mit einem kleinen Messgerät am Auge.
Anzeichen für eine Übertragung von Mensch zu Mensch gibt es noch nicht.

Der Ausbruch der Vogelgrippe im Osten Chinas ist nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO kein Grund zur Panik. Bisher gebe es nur vereinzelte Fälle, und vielleicht werde es dabei bleiben, erklärte der für China zuständige WHO-Experte Michael O'Leary am Montag in Peking. „Zur Zeit gibt es also keinen Grund für Panik oder für eine Überreaktion“, sagte er. Es seien aber großangelegte Tests von Geflügel erforderlich. Der Erreger werde nach derzeitigen Erkenntnissen von Vögeln an Menschen weitergegeben, doch die Tiere selbst zeigten keinerlei Symptome, so O'Leary. „Das macht massive Tests der Tierpopulation nötig. Wir können nur im Labor sehen, ob sie krank sind.“

Die Chefin der chinesischen Gesundheitsbehörde hatte zuvor gesagt, sie sei zuversichtlich, dass die Behörden das Virus unter Kontrolle hätten. Insgesamt haben sich bisher 24 Menschen mit dem lebensgefährlichen H7N9-Erreger infiziert, sieben davon starben. Das Virus wurde bisher nur im Osten der Volksrepublik nachgewiesen, erste Fälle sollen allerdings bereits im Februar aufgetreten sein. Aus Furcht vor einer Ausbreitung haben die chinesischen Behörden ihre Schutzmaßnahmen am Wochenende weiter verstärkt. In der besonders betroffenen Metropole Shanghai, in der vier Menschen starben, wurden Schulen desinfiziert und Geflügelmärkte geschlossen.

Das Bildungsministerium wies Schulen landesweit an, die Schüler über die Notwendigkeit des Händewaschens zu informieren, die Sicherheit des in Kantinen servierten Essens zu garantieren und die Wachsamkeit für mögliche Krankheitssymptome zu erhöhen. In Shanghai wurden am Sonntag Klassenzimmer desinfiziert, die Schlachtung von 100.000 Hühnern, Enten, Gänsen und Tauben wurde verfügt. Zudem wurde die Einfuhr von lebendem Geflügel aus anderen Landesteilen sowie der Verkauf von Wildvögeln als Haustiere verboten. Der Zugang zu Vogelausstellungen im Zoo von Shanghai wurde untersagt, zudem wurden Tauben in den städtischen Parks eingefangen. Viele verängstigte Bewohner der 23-Millionen-Stadt griffen zu Gesichtsschutzmasken, in Apotheken gingen traditionelle chinesische Grippeschutzmittel zur Neige.

Auch andere chinesische Großstädte verstärkten ihre Schutzvorkehrungen. In der Acht-Millionen-Metropole Nanjing wurden am Samstag sämtliche Märkte mit Verkaufsständen für Geflügel geschlossen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. In der ähnlich großen Stadt Hangzhou seien nach der Entdeckung infizierter Wachteln massenweise Vögel gekeult worden.

Übertragung Tier zu Mensch

Betroffen sind neben Shanghai auch die Provinzen Zhejiang, Jiangsu und Anhui. Bisher wurde zwar keine Übertragung von Mensch zu Mensch nachgewiesen, die genauen Infektionswege sind aber noch unklar. „Wir haben keine Angst vor einem Ausbruch der Krankheit“, sagte der zuständige Abteilungsleiter im Gesundheitsministerium am Montag in Peking.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet ebenfalls nicht mit einer Epidemie, mahnt aber zur Vorsicht: Das neue Virus unterscheide sich in seiner Wirkung auf die Tiere grundlegend von der Vogelgrippe H5N1 vor einigen Jahren. „Bei H5N1 starben besonders Hühner in großer Zahl. Wir konnten den Erreger daher viel leichter in der Population der Tiere verfolgen“, sagte O'Leary. Jetzt seien umfangreiche Labortests notwendig, um kranke Vögel erkennen zu kennen.

Taiwan meldete am Sonntag zwei weitere mögliche Krankheitsfälle. Betroffen sind demnach zwei Menschen, die in die betroffenen Gebiete im Osten Chinas reisten. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden müssen aber weitere Tests abgewartet werden, um eine Infektion zu bestätigen.

"Intensive" Landwirtschaftsmethoden verantwortlich

Die chinesische Staatszeitung Global Times machte am Sonntag "intensive" Landwirtschaftsmethoden für erhöhte Risiken tödlicher Krankheiten verantwortlich, die von Tieren auf den Menschen übertragbar seien. Im Süden und Osten Chinas würden intensivere Haltungsmethoden praktiziert, zugleich nehme die Bevölkerungsdichte zu. Damit gebe es größere Kontaktmöglichkeiten zwischen Mensch und Tier sowie ein höheres Krankheitsrisiko. China gilt als Land mit erhöhtem Vogelgrippe-Risiko, da es zu den weltweit größten Geflügelfleisch-Produzenten gehört und viele Hühner nahe von Menschen gehalten werden. An der weiter verbreiteten H5N1-Variante der Vogelgrippe starben seit 2003 weltweit mehr als 360 Menschen.

Der Ausbruch des Virus beunruhigt auch die Luftfahrtbranche. Für O'Leary sind jedoch keine Kontrollen an chinesischen Flughäfen oder Grenzen nötig. Auch Reisen oder der Handel müssten nach derzeitigen Erkenntnissen nicht eingeschränkt werden. Die chinesischen Behörden hätten weitreichende Maßnahmen ergriffen und informierten die WHO täglich über die neuesten Erkenntnisse.

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