Neruda wird exhumiert
Fast 40 Jahre nach dem Tod des chilenischen Dichters Pablo Neruda haben Experten mit der Exhumierung von dessen Leichnam begonnen. Als erstes errichteten sie in der Küstenstadt Isla Negra ein Spezialzelt, mit dem der Einblick von außen auf das Grab verhindert werden soll. Die Exhumierung soll Klarheit darüber bringen, ob Neruda an Krebs starb oder ob die These stimmt, dass er vergiftet wurde.
Die Forensik-Experten und Polizeiermittler trafen am Sonntagabend am Grab Nerudas ein, das sich im Garten von Nerudas Haus in Isla Negra nahe dem Pazifik befindet. Der Dichter und Schriftsteller ist dort an der Seite seiner dritten Ehefrau Matilde Urrutia begraben. "Wir sind hier, um mit den Grabungen zu beginnen, um bis zum Sarg vorzustoßen", sagte der Richter Mario Carroza, der neben einem Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz die Exhumierung überwacht. Mit der Aushebung der sterblichen Überreste wurde am Montag begonnen. Laut dem Leiter der Gerichtsmedizin, Patricio Bustos, ist es nicht ausgeschlossen, dass einige Untersuchungen im Ausland vorgenommen werden. Wann mit Ergebnissen zu rechnen ist, sagte er nicht.
"Mysteriöse Spritze"

Neruda wurde am 12. Juli 1904 als Neftali Reyes Basualto in der südchilenischen Stadt Parral geboren. Schon als 15-Jähriger gab er sich für seine ersten Veröffentlichungen das Pseudonym Pablo Neruda, eine Hommage an den tschechischen Dichter Jan Neruda. Nach dem Tod seiner Mutter kurz nach seiner Geburt wuchs er bei seinem Vater, einem Eisenbahner, und seiner Stiefmutter auf.
Bekannt wurde Neruda insbesondere durch seine Liebesgedichte sowie durch den "Canto General" ("Der große Gesang"), ein episches Gedicht über Südamerikas Geschichte. 1971 wurde er mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Die Werke des Autors, der zu den führenden Mitgliedern der Kommunistischen Partei Chiles zählte, waren während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet zwischen 1973 und 1990 verboten.
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