Erdbeben: Kein Kontakt zu 20 Österreichern

Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben im Himalaya-Gebiet finden die Helfer weiter zahlreiche Tote: Allein in Nepal kamen nach Regierungsangaben vom Montag mindestens 3.726 Menschen ums Leben, die Regierung befürchtet mehr als 5000 Tote. Für die Rettungs- und Hilfsarbeiten würden alle verfügbaren Kräfte eingesetzt. Das Militär erklärte, 90 Prozent aller nepalesischen Soldaten seien im Einsatz.
In Indien starben bei dem gewaltigen Beben 62, in China mindestens 20 Menschen. Unterdessen erschütterten weitere Nachbeben die Erde im Katastrophengebiet. Zahlreiche Staaten und Organisationen entsandten Helfer. Österreich stellt 500.000 Euro zur Verfügung. Damit sollen rund 75.000 Personen in 15.000 Haushalten geholfen werden, hieß es am Montag aus dem Außenministerium. Der einzige internationale Flughafen Nepals war zwar am Montag geöffnet, doch konnten viele Flugzeuge nicht landen und zogen stundenlang Kreise.
Kein Kontakt zu 20 Österreichern
Am Montag hat es weiterhin keinen Kontakt zu rund 20 Österreichern in der Region gegeben. Zu rund 80 Personen, die in der Gegend unterwegs waren, habe man hingegen Kontakt, sagte Martin Weiss, Sprecher des Außenministeriums. Berichte über verletzte oder tote Österreicher gab es nicht.
"Alle, mit denen wir gesprochen haben, sind unterschiedlich betroffen", sagte Weiss. Rund 30 Personen wollen rasch ausfliegen. Teilweise gebe es auch wieder Flüge. "Das Honorarkonsulat versucht zu helfen." Die Lage in Nepal verschlechtere sich zunehmend, Geschäfte seien geschlossen, es gibt Probleme mit der Nahrungsmittel- und Wasserversorgung. "Das ist nicht mehr eine Urlaubsdestination, es ist ein Entwicklungsland, das sich in einer Katastrophe befindet", sagte Weiss.
Nachbeben
Den Überlebenden machten in der Nacht starke Regenfälle zu schaffen. Hunderttausende abgekämpfte Menschen verbrachten die Nacht - auch aus Angst vor Nachbeben - in provisorischen Zeltstädten. Dem Beben am Samstag folgten viele Nachbeben. Das ganze Ausmaß der Zerstörung war noch nicht abzusehen, weil viele abgelegene Dörfer zunächst nicht erreicht wurden. Auch Kathmandu war nicht mehr über den Landweg erreichbar, nachdem ein Nachbeben der Stärke 6,7 die Ost-West-Landstraße bei Mugling und Narayanghat blockierte.
Urlauber sitzen am Mount Everest fest
Das Tourismusministerium versicherte, ein Fokus der Hilfskräfte sei es auch, die festsitzenden Urlauber in Sicherheit zu bringen. Allein aus dem Basislager am Mount Everest seien 82 Menschen ausgeflogen worden, sagte Suresh Man Shrestha vom Ministerium. Dort waren mindestens 19 Bergsteiger und Helfer in einer Lawine gestorben. Dutzende sitzen noch am höchsten Berg der Welt fest.
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Kaum medizinische Versorgung
"Die Situation in Kathmandu ist fatal", sagte der Länderreferent bei Caritas international, Peter Seidel, im ZDF-"Morgenmagazin": "Die medizinische Versorgung in Nepal ist schon in normalen Zeiten sehr schlecht, auf dem Land in vielen Regionen praktisch inexistent." Umso schwieriger werde es jetzt, medizinische Nothilfe zu leisten.
Nothilfekoordinator Neuhaus kritisierte, dass es bisher "keine Unterstützung von staatlichen Akteuren" gebe. Auch die Hilfsarbeiten liefen bisher "relativ unkoordiniert". Den Überlebenden machten in der Nacht starke Regenfälle zu schaffen. Viele Bewohner der Region leben in Zeltstädten, da sie sich aus Angst vor Nachbeben nicht in ihre Häuser zurücktrauen.
Das Erdbeben der Stärke 7,8 war die stärkste Erschütterung des Bodens in Nepal seit mehr als 80 Jahren. Das Epizentrum lag etwa 80 Kilometer nordwestlich von Kathmandu. Große Teile der Infrastruktur Nepals, viele alte Häuser sowie Weltkulturerbe- und Pilgerstätten wurden zerstört. Schulen und Universitäten bleiben für eine Woche geschlossen. "Wir versuchen Telefonleitungen zu reparieren und Strom wiederherzustellen", sagte Nepals Kommunikationsminister Minendra Rizal.
Angst vor Seuchen
Nach Regierungsangaben sollten auch am Montag massenhaft Leichen verbrannt werden, um Seuchen zu verhindern. Wir fürchten, dass es zu Epidemien kommen könnte", sagte der Koordinator der Arbeiterwohlfahrt International (AWO) in Kathmandu, Felix Neuhaus, am Montag im Deutschlandfunk. Die Trinkwasserversorgung sei ausgefallen und Regen verschlimmere die Lage.
Am Montag nahm auch die Hilfe aus Österreich konkrete Formen an. Aus dem Auslandskatastrophenfonds stellte die Republik 500.000 Euro zur Verfügung. Damit sollen rund 75.000 Personen in 15.000 Haushalten geholfen werden, hieß es am Montag aus dem Außenministerium. Die Caritas hat die Nothilfe für die Erdbebenopfer in Nepal auf 250.000 Euro aufgestockt. Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) hat in einem ersten Schritt 100.000 Euro für Hilfe in Nepal zur Verfügung gestellt.
Zwei Experten des ÖRK reisten zur Unterstützung der Hilfskräfte in den von einem schweren Erdbeben getroffenen Himalaya-Staat Nepal. "Wir rechnen mit einem Einsatz von zumindest einem Monat", sagte Andrea Reisinger. Die Oberösterreicherin wird von dem Trinkwasserexperten Georg Ecker begleitet. Zwei österreichische Caritas Katastrophenhelfer - der Wiener Andreas Zinggl und der Tiroler Thomas Preindl - sind zur Unterstützung der lokalen Partner und zur Koordination der Hilfe auf dem Weg und sollten am Dienstag ankommen.
Das SOS-Kinderdorf Jorpati in Kathmandu hat am Montag bereits bis zu 1.000 Menschen unterstützt - mehr als 200 davon sind körperbehinderte Kinder und Jugendliche. "Sie werden mit Nahrung, Trinkwasser, Medikamenten und Zelten versorgt", hieß es in einer Aussendung.
Spendenkonto
Wer spenden will, kann dies bei der UNICEF tun:
- IBAN: AT46 6000 0000 0151 6500
- BIC: OPSKATWW
Mehr dazu hier: http://www.unicef.at/unicef-hilft/nothilfe-nepal
Facebook und Google helfen mit zusätzlichen Funktionen bei der Suche nach Freunden im Erdbebengebiet im Himalaya. Das soziale Netzwerk Facebook startete einen "Safety Check": Damit können Nutzer ihren Status auf "sicher" stellen, um ihre Freunde wissen zu lassen, dass es ihnen gut geht
Googles "Personenfinder" lässt auch zu, dass Nutzer Informationen über Dritte angeben - etwa wenn sie mit jemandem im betroffenen Gebiet telefoniert haben. Die Informationen in Googles Funktion können von allen öffentlich eingesehen werden.
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