"Es war wirklich heftig und beängstigend"

Erneut erschütterte ein starkes Erdbeben Nepal. 58 Menschen wurden getötet, einige Gebäude stürzten ein.

Nur zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 8000 Todesopfern hat ein weiteres gewaltiges Beben Nepal erschüttert, dabei sind mehrere Menschen getötet worden. In Chautara, einer Stadt in Zentralnepal, starben mindestens 58 Menschen. 40 Tote seien bisher in Nepal geborgen worden, sagte Laxmi Dhakal vom Innenministerium in Kathmandu am Dienstag. Mindestens 1.129 Menschen seien verletzt worden. "In einigen Dörfern in diesen (am schwersten getroffenen) Gegenden erwarten wir völlige Zerstörung", sagte Dhakal.

Im Nachbarland Indien kamen nach offiziellen Angaben 17 Menschen ums Leben. Die meisten davon seien im Bundesland Bihar gestorben, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Neu Delhi. In China starb eine Frau.

Telefonnetz überlastet

Eine USGS ShakeMap von Nepal, die die Stärke des Erdbebens vom 12. Mai 2015 zeigt.
epa04744110 A shake map released by the US Geological Survey (USGS) 12 May 2015 showing the location of an earthquake 83 kilometres east of Kathmandu, near the Chinese border, at 0705 GMT, with a magnitude of 7.4, the United States Geological Survey said. The earthquake struck Nepal 17 days after a 7.8 quake in the country last month left more than 7,000 dead and many more homeless. The tremor was felt over the border in the neighbouring Indian state of Bihar, as well as in Delhi. EPA/USGS / HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY
Nepalesische Behörden waren nicht erreichbar, da das Telefonnetz in Kathmandu völlig überlastet war. Auch das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha) erklärte auf Twitter, einige Gebäude seien eingestürzt. In der Hauptstadt Kathmandu liefen die Menschen in Panik auf die Straßen.

Das Epizentrum war nahe des Mount Everest Basislagers, 68 Kilometer westlich der Stadt Namche Bazar. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte hatte das Beben eine Stärke von 7,1.Das Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam gab die Stärke mit 7,4 an. Das Epizentrum lag nach Angaben des Österreichischen Erdbebendienstes der ZAMG etwa 80 Kilometer nordöstlich von Kathmandu. Zu spüren war das Beben auch im nördlichen Indien und der Hauptstadt Neu Delhi.

"Wir sind dann alle durch das Tor nach draußen gelaufen, es war schwierig, einen offenen Bereich in den engen Gassen zu finden"

"Das war ein starkes Stück", sagte Prakash Shilpakar, ein lokaler Geschäftsbesitzer in Kathmandu gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben alle gezittert, viele haben geweint." Die österreichische Caritas-Helferin Judith Stemerdink-Herret hat das neue schwere Erdbeben im Stadtzentrum von Kathmandu miterlebt. "Es war wirklich heftig und beängstigend", schilderte Stemerdink-Herret. "Ich habe gerade in einem Zelt im Hof Mittag gegessen, als wir es gespürt haben. Im Büro ist unser Erdbebenalarm losgegangen."

Nachbeben

"Wir sind dann alle durch das Tor nach draußen gelaufen, es war schwierig, einen offenen Bereich in den engen Gassen zu finden", sagte die Caritas-Mitarbeiterin im Gespräch mit der APA. "20 Personen standen dann draußen, um uns herum die hohen Häuser, wir hatten Angst, dass sie einstürzen. Alle waren fürchterlich nervös und ängstlich", sagte Stemerdink-Herret.

Die Caritas-Mitarbeiter befanden sich auch knapp eine Stunde nach dem Erdbeben weiterhin im Freien. "Es hat schon mehrere Nachbeben gegeben." Riskant sei es auch, im Schatten Schutz zu suchen, weil solche Flächen im Normalfall nahe bei Mauern und Wänden seien. Man müsse überlegen, "gehe ich rein auf die Toilette oder Wasser holen und riskiere mein Leben?", sagte Stemerdink-Herret.

Lawine nach Erdbeben

Bereits beim ersten großen Erdbeben in Nepal am 25. April wurden mehr als 8000 Menschen getötet und rund 16.000 Menschen verletzt; 300.000 Häuser wurden damals vollständig zerstört, weitere 250.000 stark beschädigt. Damals lag das Epizentrum westlich von Kathmandu, das Erdbeben hatte eine Stärke von 7,8. Nach der Erschütterung kam es auch zu einer Lawine am Mount Everest, die viele Bergsteiger unter sich begrub.

Trotz des Elends der Menschen in Nepal haben die Vereinten Nationen nach eigenen Angaben Mühe, die für die Erdbebenhilfe für Nepal benötigten 415 Millionen Dollar (367 Millionen Euro) einzutreiben. UN-Einsatzkoordinator Jamie McGoldrick in Kathmandu forderte eine "drastische Aufstockung" der Spenden.

"Wir können unsere Reaktion auf das Beben nicht mit unseren Kreditkarten finanzieren"

Finanzielle Mittel werden dringend benötigt, um die Arbeit vor Ort fortsetzen zu können. Vor allem in den abgelegenen Regionen seien die Menschen auf rasche Unterstützung angewiesen, bevor die Monsunregen einsetzten.

Der Vertreter der Internationalen Organisation für Migration, Paul Dillon, rief die internationale Gemeinschaft zu größeren finanziellen Anstrengungen auf, um Nepal nach der Katastrophe zu helfen: „Jemand muss den Hahn weit aufdrehen“, sagte er vor Journalisten. „Wir können unsere Reaktion auf das Beben nicht mit unseren Kreditkarten finanzieren“, sagte er. Diejenigen, die Hilfe versprochen hätten, müssten sich nun auch an ihr Versprechen halten.

Nepal liegt auf der Stelle, wo sich die Indische in die Eurasische Platte schiebt. Deswegen kommt es immer wieder zu schweren Erdbeben.

Erdbeben vor zwei Wochen

Blick über eine Stadt vor einer bewaldeten Hügelkette unter einem trüben Himmel.

NEPAL EARTHQUAKE
Menschen suchen in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes nach Überlebenden.

NEPAL EARTHQUAKE
Verletzte werden im Freien von medizinischem Personal versorgt.

NEPAL EARTHQUAKE
Nach einem Erdbeben stehen Menschen inmitten der Trümmer zerstörter Gebäude.

NEPAL EARTHQUAKE
Nach einem Erdbeben tragen Menschen eine verletzte Person aus den Trümmern eines Gebäudes.

NEPAL EARTHQUAKE
Helfer tragen eine verletzte Frau durch die Trümmer eines zerstörten Gebäudes.

NEPAL EARTHQUAKE
Menschen stehen inmitten der Trümmer eines zerstörten Gebäudes.

NEPAL EARTHQUAKE

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Diakonie Katastrophenhilfe IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333, BIC: GIBAATWWXXX, "Erdbeben Nepal"

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