Nach Tod von Cecil: Simbabwe fordert Auslieferung
Nach dem Tod des populären Löwen Cecil hat Simbabwes Regierung die Auslieferung des US-Zahnarztes gefordert, der ihn mutmaßlich illegal erschossen hatte. "Wir rufen die zuständigen Behörden auf, ihn nach Simbabwe zu überstellen, damit er für seine illegalen Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden kann," sagte Umweltministerin Oppah Muchinguri am Freitag in Harare.
Ermittlungen
Die umstrittene Tötung von Cecil könnte für den wohlhabenden Zahnarzt aus Minnesota möglicherweise auch juristische Folgen in seiner Heimat haben. Die für Artenschutz zuständige Behörde des US-Innenministeriums leitete am Donnerstag nach eigenen Angaben Ermittlungen gegen Palmer ein. Der US Fish and Wildlife Service rief Palmer auf, sich umgehend mit der Behörde in Verbindung zu setzen. Nach der weltweiten Empörung über den Tod von Cecil ist Palmer untergetaucht. In einer Erklärung hatte er versichert, er sei davon ausgegangen, dass die Jagd legal gewesen sei.
Der Kadaver des 13 Jahre alten Löwen, des Stars des Hwange-Nationalparks in Simbabwe, war Anfang des Monats außerhalb der Schutzzone gefunden worden. Der Kopf des Löwen fehlte, sein Fell war abgezogen. Nach Angaben der Natur- und Tierschutzorganisation Zimbabwe Conservation Task Force (ZCTF) hatte Palmer den Jagd-Organisator Theo Bronkhorst für die Suche nach einer Trophäe angeheuert. Gemeinsam sollen sie Cecil in einer nächtlichen Aktion mithilfe eines an ihrem Wagen befestigten toten Tiers aus dem Nationalpark gelockt haben.
Grausame Verfolgung
Zunächst versuchte Palmer demnach vergeblich, das Tier mit Pfeil und Bogen zu erlegen. Cecil konnte fliehen, doch seine Verfolger spürten ihn wieder auf und erschossen ihn. Bronkhorst wurde in Simbabwe angeklagt, weil er eine "illegale Jagd nicht verhindert" habe. Er ist gegen Auflagen auf freiem Fuß.
Bereits einmal verurteilt
Palmer ist in Jägerkreisen als Experte für die Armbrust-Jagd auf Großwild bekannt. Auf der Suche nach seiner Beute bereiste er bereits die ganze Welt. Nach der Jagd auf einen Schwarzbären in den USA war der wohlhabende Zahnarzt 2008 wegen Wilderei verurteilt worden.
Die Aktion sorgte bei Tierschützern und im Internet für Empörung. Mit einer Online-Petition namens "Fordere Gerechtigkeit für Cecil, den Löwen in Simbabwe" wurden bis Freitagmittag knapp 900.000 Unterschriften gesammelt. Auf der Website des Weißen Hauses in Washington forderten mehr als 100.000 US-Bürger von der Regierung, "Palmer sofort auszuliefern", sollte die von der Regierung in Harare gefordert werden.
Die Tötung des Löwen Cecil in Simbabwe hat einen weltweiten Sturm der Entrüstung ausgelöst. Zahlreiche Prominente empörten sich über den US-Zahnarzt Walter Palmer, der den Löwen angelockt hatte, um ihn außerhalb des Schutzgebietes zu erschießen. Cecil galt als Wahrzeichen des Nationalparks bei den Victoriafällen. "Tiere sind keine Trophäen", schrieb Hollywoodstar Mia Farrow auf Twitter. Die Website von Palmers Zahnarztpraxis ist nun offline, im Internet wird der Hobby-Jäger als Mörder beschimpft.
Der Vorfall hat die Debatte über die Großwildjagd neu entfacht. In den Ländern des südlichen Afrikas ist die Löwenjagd mit Genehmigung in geringem Maße erlaubt. Befürworter betonen, dass die Einnahmen aus der Jagd helfen, Schutzmaßnahmen gegen Wilderei zu setzen. Gegner sehen in der Trophäenjagd ein abstoßendes Hobby, das Tierbestände dezimiert und den illegalen Handel fördert.
Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten verweist darauf, dass der Abschuss von Cecil kein Einzelfall ist: "Unseren Recherchen zufolge werden immer mehr Löwen aus Nationalparks oder anderen geschützten Gebieten gelockt, um zur Jagd freigegeben zu werden", sagt Ioana Dungler von Vier Pfoten.
Viele Löwen kommen zunächst in Zuchtfarmen, wo Nachwuchs erzeugt wird und Jungtiere – zum Streicheln und für Fotos – als Touristenattraktion dienen.
Canned Hunting
Dazu kommt das so genannte Canned Hunting, bei dem die Tiere zahlenden Gästen zum Abschuss "vorgeführt" werden. Die eingezäunten Löwen werden einfach abgeknallt. Je größer der Geldbeutel, desto größer die Trophäe: Ein männlicher Löwe kostet rund 25.000 Euro, für ein Tier mit besonders dichter, dunkler Mähne müssen bis zu 45.000 Euro bezahlt werden. Weibchen sind schon für rund 5000 Euro zu haben. Laut Vier Pfoten werden auf manchen Farmen auch Jungtiere zum Abschuss angeboten.
Im Internet oder in speziellen Reisebüros werden Jagdpakete inklusive "Unterstützung" durch einen Profijäger offeriert. Und auch die Aufwendungen für den Tierpräparator sind gleich mit dabei.
Viele Prominente haben sich entsetzt über die Tötung des Löwen Cecil durch einen amerikanischen Jäger gezeigt. "Tiere sind keine Trophäen. Niemals", schrieb US-Schauspielerin Mia Farrow (70) auf Twitter. "Jagen ist kein Sport. Beim Sport wissen beide Seiten, dass sie mitspielen", twitterte die Schwester von Paris Hilton, Model Nicky Rothschild (32).
Arnold Schwarzenegger erklärte auf Twitter seine Definition des Wortes "ballsy", also mutig oder unerschrocken. Die Großwildjagd gehöre jedenfalls nicht dazu, so Arnie.
"Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals etwas Schöneres gesehen zu haben", schrieb der britische Komiker Ricky Gervais (54) und postete ein Foto von Cecil.
Late-Night-Talker Jimmy Kimmel (47) zeigte sich in seiner Sendung sichtlich berührt, als er über den Vorfall redete. Er bat um Spenden für eine Tierschutzorganisation. "Vielleicht können wir der Welt zeigen, dass nicht alle Amerikaner so sind."
Hollywood-Star Leonardo di Caprio rief zur Solidarität mit Großkatzen auf, ohne den aktuellen Fall von Cecil explizit zu erwähnen.
Auch "Scrubs"-Star Zach Braff findet es gar nicht gut, seltene Löwen zu erlegen.
Hollywood-Star Juliette Lewis verzichtete zwar auf Vorwürfe, schrieb aber auf ihrem Instagram-Account, dass der Zahnarzt jetzt wohl von Löwengebrüll verfolgt werde.
Die britische Singer/Songwriterin Ellie Goulding entschuldigte sich beim Planeten Erde für die Menschheit.
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