Nach Teenager-Tod: Solidarität aus Washington

In Ferguson im US-Bundesstaat Missouri gehen Bewohner seit Tagen auf die Straße. Sie protestieren wegen des Todes eines 18-Jährigen, der von einem - noch unbekannten - Polizisten erschossen wurde: Die fünfte Nacht in Folge gab es deshalb Auseinandersetzungen mit der Polizei. Dabei wurden kurzfristig auch zwei Journalisten festgesetzt.
Hintergrund der Proteste ist der Tod von Michael Brown, eines 18-jährigen Schwarzen: Er soll den Polizisten, der später auf ihn schoss, bei einer Auseinandersetzung in sein Dienstfahrzeug gedrängt haben, sagt die Exekutive - Zeugen berichteten hingegen, der Jugendliche habe sich kurz vor seinem Tod ergeben und als er erschossen wurde, sogar die Hände in die Höhe gehalten.
Inzwischen haben sich auch Studenten in Washington mit den Protestierenden in Ferguson solidarisch erklärt und auf Twitter ein Zeichen gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt gesetzt.
Protestmarsch
Auch Mittwochabend wurde in Ferguson wieder demonstriert - in den Straßen standen sich Polizisten und Hunderte Demonstranten gegenüber. Einige Demonstranten hielten bei den Protesten die Arme über den Kopf und skandierten „Hände hoch! Nicht schießen!“, berichtete der Sender Fox News. Sie riefen auch: „Keine Gerechtigkeit, kein Frieden!“

Eklat um Journalisten
Zwei Journalisten, die über die Proteste berichteten, wurden vorübergehend festgenommen, später aber wieder freigelassen. Einer der beiden – ein Reporter der Washington Post – berichtete, dass Polizisten ihn gewaltsam gegen einen Getränkeautomaten geschleudert hätten, als sie versuchten, das Lokal zu räumen. Verschiedenste Medien in den USA griffen den Vorfall auf und beklagen das gewaltsame Vorgehen der Exekutive. Ein 19-jähriger Mann, der bei Protesten in der vorangegangenen Nacht von Polizisten angeschossen wurde, schwebt zudem in einem Krankenhaus in Lebensgefahr.
Verschleierungstaktik?
Die überwiegend schwarzen Bewohner der Kleinstadt mit 20 000 Einwohnern fordern eine umfassende Aufklärung des Vorfalls, was US-Justizminister Eric Holder bereits versprochen hat. Doch da die Polizei den Namen des verantwortlichen Beamten zu dessen Schutz geheim hält, wird ihr vorgeworfen, den umstrittenen Fall verschleiern zu wollen. Demonstranten fordern die Bekanntgabe des Namens. Um die Lage in Ferguson zu beruhigen, sollen die Schulen am Donnerstag und Freitag geschlossen bleiben.
Bilder der Krawalle in Ferguson
Die anhaltenden Proteste hat sogar die UNO auf den Plan gerufen. Ein UN-Ausschuss hat die anhaltende Diskriminierung ethnischer Minderheiten in den USA kritisiert. Afroamerikaner seien stark überrepräsentiert unter jenen US-Bürgern, die "festgenommen, angeklagt, verurteilt, eingesperrt und mit lebenslanger Haft verurteilt werden, besonders für gewaltlose Verbrechen", so der stellvertretende Vorsitzende des UN-Komitees Noureddine Amir am Mittwochabend in Genf.
Auch würden sie auffällig häufig zum Tode verurteilt und - ebenso wie andere Minderheiten - überdurchschnittlich oft zum Opfer exzessiver Polizeigewalt. Die Befragung von US-Regierungsvertretern durch das UN-Komitee zur Beseitigung rassistischer Diskriminierung fällt zeitlich zusammen mit den Protesten in Missouri.
Vor der Befragung seiner 24-köpfigen Delegation am Donnerstag in Genf verteidigte Leiter Keith Harper, der selbst indianischer Abstammung ist, die Vereinigten Staaten als "lebendige, vielrassige, multiethnische und multikulturelle Demokratie". Das Land habe in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, sagte der US-Botschafter im UN-Menschenrechtsrat. Ein afroamerikanischer Präsident wie Barack Obama etwa wäre vor 30 Jahren "nicht denkbar gewesen - und heute ist das Realität". Das UN-Komitee ließ diese Darstellung nicht gelten und zitierte anderslautende Statistiken. So machten Afroamerikaner nur 13 Prozent der Gesamtbevölkerung in den USA aus, seien aber Opfer in jedem zweiten Mordfall. Darüber hinaus sei die Wahrscheinlichkeit, erschossen zu werden, für schwarze Männer sieben Mal höher als für weiße.
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